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Karasu no shugo Tenshi (von Angelfeather13 und Luna42)

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Beitrag von Luna42 Do 09 Feb 2017, 07:33

Kurz ein paar Worte zuvor:

Sonic & Co. spielen hier nicht mit. Auch Mobius ist nicht der Planet auf dem sie leben. Der Planet ist in einigen Punkten sehr ähnlich der Erde und doch wieder nicht. Wenn ihr einen Punkt zur Vorstellung braucht, orientiert euch eher an der Erde.

Ich fange mit der Vorgeschichte von "Die Prophezeiung des Lichts" an. Hierbei die Erklärung, dass "Karasu no shugo Tenshi" aus zwei "Reihen" besteht. "Die Prophezeiung des Lichts" und "Engelsgeflüster". Beide überschneiden sich an bestimmten Punkten und wie man so schön sagt, gibt es in manchen Kapiteln auch mal ein sogenanntes "Eastereggs". "Die Prophezeiung des Lichts" ist nach einer Idee von mir selbst entstanden und "Engelsgeflüster" nach einer Idee von Angelfeather13. Ich schreibe die gesamte Story und Angelfeather13 zeichnet Charaktere und Manga.

Bevor ich anfange vielleicht noch mal kurz zum Genre. Es handelt sich um eine Fantasy-Anthro-Story. Ursprünglich fing es mal mit Fancharakteren von Sonic & Co. an in einem RPG, aber inzwischen haben sie ihre ganz eigene Geschichte. Es gibt etwa an die fünf Versionen. Ich präsentiere euch hier Stück für Stück die Endfassung. Und wer sich fragt, was "Karasu no shugo Tenshi" heißt.... "Schutzengel einer Krähe".

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und würde mich riesig über Feedback freuen!

Die Prophezeiung des Lichts

Teil 1 - Himmel und Hölle

Prolog

"Damon!“ – Die Die Stille der bisherigen Nacht wurde von einem einzigen Rufen durchbrochen. Er saß im Sand der Wüste, die inzwischen sehr kalt geworden war. Der milchweiße Sandstaub zeichnete sich auf seinen schwarzen Lederstiefeln ab und bildete trotz der nächtlichen Dunkelheit einen starken Kontrast zu seiner Erscheinung. Immer wieder kehrte er hier her zurück, in die Suburra Wüste, seine Heimat. Mit einem tiefen Atemzug erhob er sich mit der ihm angeborenen raubtierhaften Eleganz, wobei sein schwarzes Fell geradezu mit der Dunkelheit zu verschmelzen schien. Seine roten Augen durchbrachen die Nacht, genauso wie die Augen des Dämons, der gerade auf ihn zukam. „Es ist so weit“, verkündete der Heraneilende, „Die Dämonen haben sich versammelt.“ Unkommentiert ließ Damon ihn stehen und lief in ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen davon. Die letzten Sandkörner prasselten von seiner schwarzen Stoffhose herab, um sich in dem Meer aus Sand zu verlieren. Auf diesen Moment hatte er gewartet. Endlich hatte er genug Dämonen zusammen, die mit ihm den Ursprung des Lichts suchen würden. Wie sehr sehnte er sich doch nach der ewigen Nacht.

"Praeter speciem stultus est"*, sprach der abseits sitzende Schakal zu sich selbst. Mit seinem dunkelbraunen Fell und dem weißen Bauchfell hob er sich von den meisten Dämonen ab. In Laufe der Evolution hatte sich das Fell immer mehr der Nacht angepasst, sodass die meisten Dämonen das typische schwarze Fell hatten, welches man aus dieser Zeit kannte. Seine schwarze Kleidung bestand lediglich aus einer kurzen Stoffhose, Handschuhen und Lederschuhen, welche ihn nur geringfügig in der Dunkelheit verbargen. "Hoffentlich reicht meine Kraft aus, um das Licht aufrecht zu erhalten. Ohne dieses wird die Welt dem Grauen verfallen", versank er erneut in Gedanken. Wie viele andere Dämonen war er von weit her angereist, um sich Damon anzuschließen. Dieser versprach die ewige Dunkelheit, die Vernichtung des Lichts. Er hatte keine Ahnung, was er damit anrichten könnte. Es gab so viel Schlimmeres, als ein paar Kämpfe zwischen Dämonen oder die Gewöhnlichen mit ihrem Aberglauben. Nun kam ihnen allerdings das alte verlassene Dorf der Sterblichen gelegen und Damon nutzte es in der großen Wüste Suburra als seinen Treffpunkt. Die Umrisse der einstigen Häuser verschwanden langsam im Sand und zerfielen mit der Zeit. Mehr als hohle Überreste der hölzernen Bauten waren nicht geblieben. Die Nacht war noch jung. Dennoch hatte er das Gefühl bereits zu spät zu sein. Vielleicht hätte er schon lange zuvor etwas unternehmen sollen.

Letzte Geschehnisse vor der Suche nach dem Ursprung des Lichts.

„Fata viam invenient“ – Das Schicksal findet seinen Weg.

Und es wird nicht aufzuhalten sein.

*Er ist dümmer als er aussieht.

Kapitel 1 - Die Entstehung

Seit Monaten waren sie bereits unterwegs und hatten die verschiedenen Wüstengebiete abgesucht. Nichts hatten sie gefunden. Wenn der Ursprung des Lichts nicht in der Wüste zu finden war, wo sollte es dann zu finden sein? An keinem Ort der Welt gab es sonst so viel Licht. „Damon!“, rief einer der Dämonen ihm zu. „Was ist?“, knurrte er. „Was ist nun? Wie vernichten wir das Licht? Glaubst du wir sind dir alle monatelang durch die Wüste gefolgt, um hier jetzt rum zu hocken und nichts zu tun?“, beschwerte sich der Dämon. Damon lachte amüsiert: „Ihr seid doch alle nichts ohne mich.“ Der Dämon wand sich ab und ließ Damon allein. Damon grinste überlegen. Er hatte gewusst, dass er es nicht wagen würde ihn anzugreifen. Sie waren ohne ihn tatsächlich nichts. Was würden sie schon tun, wenn er nicht wäre? Kämpfen würden sie, kämpfen. Ein Kampf der schon seit Jahrtausenden tobte und kein Dämon je als Sieger hervorging. Ihr hitziges Temperament und die kämpferische Ader entsprangen dem kochenden Blut in ihrem Körper. Nahrung wurde zu Asche, sobald sie die Kehle hinab floss. Ihre Unsterblichkeit sowie die natürliche Überlegenheit in Kraft, Schnelligkeit und allen Sinnen gegenüber der Gewöhnlichen machten sie zu einem furchteinflößenden Gegner. So gut wie alle Dämonen bezogen ihre Kraft aus der Dunkelheit. Sie nannten es die dunkle Magie. Nur sehr wenige Dämonen verfügten über Lichtmagie oder gar Naturmagie. Einer der Hauptgründe, warum Damon so sehr nach der Vernichtung des Lichts strebte. Er wollte Macht. Eine Macht die ihm nur die Dunkelheit gab, die ihn und all die anderen Dämonen stärken würde. Der Tag würde ihre Kräfte nicht länger abschwächen. Zudem war Damon der einzige Dämon ohne besondere Fähigkeit. Jeder Dämon besaß diese, obwohl die Vielzahl zu den Blutdämonen gehörte, gefolgt von Werwölfen, den Golem, den Gestaltwandlern und einigen mehr. Erst hatte Damon geglaubt, dass er einfach eine einzigartige Fähigkeit hätte, aber nun war er bereits 2.501 Jahre alt und glaube nicht mehr daran. Ihm war keine Fähigkeit gegeben und niemals dürfte das jemand erfahren.

Damon erhob sich von dem Stein, auf dem er gesessen hatte und sah in die Runde. Es war nicht die Hitze, die den Dämonen zu schaffen machte, sondern die Erfolglosigkeit. Sie waren in mitten von Sand und Gestein, wo höchstens die Klapperschlangen sich hier und dort zeigten. Damons tiefschwarzes Fell wurde nur an den dunkelgrauen Ohrenspitzen sowie dem ebenfalls dunklem, grauem Schweifende in der typischen Fuchsfellzeichnung unterbrochen. Über 50 Dämonen hatten sich ihm angeschlossen, davon waren einige sehr bekannt und gefürchtet. Die Nennenswertesten waren Metos - das Narbengesicht, Verentia – die Ehrfürchtige, Falx – der Herzlose und Dimicatio – der Schattentorwächter. Narbengesicht nannte man Metos vor allem, weil sein Gesicht, sowie das meiste seines Körpers von Narben übersät war. Im Gegensatz zu den meisten Dämonen war sein Fell nicht schwarz, sondern hatte lediglich einen sehr dunklen Grauton. Trotz seiner Narben war er ein sehr gut durchtrainierter und ansehnlicher Kojote. Verentia hingegen war eine der wenigen Dämoninnen, die sich an den Kämpfen beteiligte. Eine Dämonin war zu kostbar, als das sie sich in Gefahr begeben sollte, dennoch konnte man ihr das nicht verbieten. Den Titel „die Ehrfürchtige“ verdankte sie zu einem dem Respekt der anderen Dämoninnen, aber auch ihrer rücksichtslosen Art sich gegen die anderen Dämonen durchzusetzen. Hätte sie einen Gefährten haben wollen, würden sich unzählige Dämonen um sie reißen. Mit ihrem schwarzem Fell, ihrer Eleganz und ihrer Kraft war sie eine begehrenswerte Wölfin. Ein ebenfalls schwarzer Wolf, war der Herzlose. Falx fand diesen Titel eher amüsant. Lediglich ein Vorfall hatte ihm diesen beschert, bei dem er in seiner verwandelten Form einen anderen Dämon gefressen hatte, der ihn zutiefst beleidigt hatte. Er hatte sich von seiner Wut mitreißen lassen. Der dunkelbraune Schakal Dimicatio war der Schattentorwächter. Niemand genau wusste eigentlich was er da bewachte, jedoch interessierte das auch niemanden wirklich. Dimicatio selbst nannte es das Schattentor. Damon traute Dimicatio jedoch nicht, denn dieser mischte sich immer und überall ein und sprach vom Gleichgewicht der Welt. Was für ein Unsinn das doch war. Er würde das Gleichgewicht der Welt selbst bestimmen. Wer brauchte schon das Licht? Dimicatio war daher einer der Kandidaten vor denen Damon ständig auf der Hut war. Damon räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu erhalten. Alle blickten ihn an. Grinsend verkündete er: „Wir werden den Ort aufsuchen, an dem das Licht schon immer schwer zu kämpfen hatte.“ Die Dämonen sahen sich fragend an. Damon hatte geahnt, dass sie das nicht verstehen würden. Sie waren doch so dumm, also begann er es zu erklären: „Seit Ewigkeiten gedeihen Pflanzen und Tiere im Dunkel. Dort wo kaum ein Lichtstrahl hindurch dringt. Doch die gewöhnlichen Sterblichen lieben das Licht und sie haben Tempel gebaut, um dieses zu ehren. Viele dieser Tempel stehen dort und in einem von ihnen könnte das Geheimnis des Lichts verborgen sein. Ihr versteht es noch immer nicht?“ Er lachte laut: „Ich spreche vom Dschungel, ihr Idioten!“ Ein kleiner Tumult kam auf. Die Dämonen waren sich nicht sicher, ob sie Damon Glauben schenken sollten. Würden sie wirklich dort etwas finden oder wäre es nur reine Zeitverschwendung. Ob man das Licht wirklich vernichten konnte? Ganze drei Minuten sah sich Damon das Geschwafel an, dann ergriff er erneut das Wort: „Entscheidet euch jetzt. Geht oder folgt mir! Ich will keine Sekunde warten! Wer sich nicht sicher ist, bleibt zurück!“ Mit diesen Worten wand er ihnen den Rücken zu und Schritt voran durch die Wüste. Er drehte sich nicht um, ob und wie viele ihm folgten. Es war ihm egal. Nichts in der Welt würde ihn von seinem Vorhaben abhalten, nicht einmal die mangelnde Treue seiner Begleiter. Die ersten, die Damon folgten waren Falx und Dimicatio, kurz darauf auch Metos und einige andere Dämonen. Verentia zögerte. Ihr Blick fiel auf die Gruppe Dämonen, welche den entgegengesetzten Weg eingeschlagen hatten. „Damon“, rief sie. Damon lief weiter, antwortete jedoch: „Was ist?“ Sie erhob drohend die Stimme: „Wenn wir dort nichts finden, bringe ich dich um!“ Er begann amüsiert zu lachen. Nun folgte auch Verentia der Truppe. Damon mitgezählt waren sie nur noch 15 Dämonen, die den Weg fortsetzten. Die anderen waren unschlüssig stehen geblieben oder gegangen.

Mehrere Wochen waren sie unterwegs, ehe sie den Dschungel erreichten. Die uralten Bäume waren im Laufe der Jahrhunderte zu voller Größe heran gewachsen. Jüngere Pflanzen kämpften um jeden Lichtstrahl, der durch das dichte Blätterdach einfiel und standen dabei so nah beisammen, dass ein durchdringen fast unmöglich war. Zudem versperrten unzählige Rangpflanzen die möglichen Pfade durch den Dschungel. Schon seit Ewigkeiten musste hier kein Sterblicher mehr gewesen sein. Damon ging voraus und nahm keine Rücksicht auf das, was ihm den Weg versperrte. Er trampelte Büsche nieder, stieß mit seiner Kraft ganze Bäume um, jeder Ast der es wagte seinen Weg zu kreuzen wurde kurzer Hand ausgerissen. Der erste Tempel, denn sie erreichten, war total zu gewuchert. Nur hier und da verrieten Steinplatten und dessen Verzierungen, dass irgendwo darunter ein größeres Gebäude zu finden war. „Verdammtes Grünzeug!“, fluchte Damon und riss es Stück für Stück in zwei. Falx stöhnte genervt auf: „Warum brennen wir es nicht einfach nieder?“ „Willst du einen Waldbrand riskieren, du Narr?“ fauchte Verentia ihn an. Die anderen Dämonen begannen nun mitzuhelfen den Tempel zu befreien. „Hier! Hier ist der Eingang!“ rief Metos, der soeben das Tor freigelegt hatte. Sofort brachen alle ihre Arbeit ab und eilten zu Metos. Damon musterte das Tor und versuchte die Inschriften zu entziffern. „Ave! Introite, nam et hic dii sunt“, lass er laut vor und fing an zu lachen. Da Metos kein Latein gelernt hatte, erkundigte er sich nach der Bedeutung: „Was steht dort?“ Dimicatio erhob nun zum ersten Mal das Wort: „Seit gegrüßt! Tretet ein, den auch hier sind Götter.“ Nun verstand Metos das Lachen von Damon. Auch die anderen grinsten. Die Sterblichen hatten es schon immer vorgezogen allem und jedem einen Gott zu geben. Die Sonne hatte einen Gott, der Mond, selbst das Meer und einige Tiere. Dämonen war das unerklärlich wie dumm man sein musste, um sich so einen Unsinn auszudenken. Damon schlug mit der Faust gegen die steinerne Tür. Zu seinem Erstaunen rührte sie sich nicht. Er knurrte verärgert, als er Falx unterdrücktes Lachen vernahm. „Sicherlich gibt es einen Mechanismus, um sie zu öffnen“, bemerkte Metos, „Sterbliche verfügen nicht über so viel Kraft.“ Damon drehte sich zu den anderen um, lehnte sich an die verschlossene Tür und verschränkte die Arme: „So, du Klugscheißer, dann sag mir doch mal, wie dieser Mechanismus funktioniert.“ Er zuckte mit den Schultern: „Ich habe keine Ahnung. Das ist eine reine Vermutung.“ Verentia ging zu der steinernen Tür und stieß Damon unsanft beiseite. Damon knurrte erneut und machte ihr Platz. Sie begann die Tür abzutasten, jede Ecke und auch die Inschrift. Es tat sich nichts. „Ultra posse nemo obligatur“, sagte Dimicatio beiläufig. Damon ging nun an die Decke: „Du verdammter Heuchler! Ich weiß genau, warum du hier bist! Du willst uns von unserem Vorhaben abhalten! Allein deswegen folgst du mir, aber da hast du dich geschnitten! Ich habe dich längst durchschaut!“ Metos sah total verwirrt drein: „Was hat er gesagt?“ Falx war genauso verwirrt, obwohl er den Satz verstanden hatte. Zur Erklärung sagte er ihn leise vor sich her, sodass Metos ihn noch hören konnte: „Niemand ist verpflichtet unmögliches zu leisten.“ Dimicatio hob unschuldig die Hände und schüttelte dabei den Kopf: „Tut mir leid, mein Freund.“ „Nenn mich nicht Freund“, fauchte Damon, „ich habe keine Freunde und du zählst erst recht nicht dazu!“ Verentia unterbrach die beiden mit einem freudigen Aufschrei: „Ich hab’s!“ Im gleichen Moment öffnete sich die Tür, indem sie beiseitegeschoben wurde. Damon wand sich von Dimicatio ab und ging leicht knurrend hinein. Gleich nach ihm schritt Verentia hindurch: „Es war ein ganz kleiner Schalter.“ Metos klopfte ihr auf die Schulter, während er den beiden folgte: „Gut gemacht!“ Dimicatio und Falx folgten ebenfalls und hinter ihnen die restlichen zehn Dämonen. Es war düster und wurde immer dunkler, umso tiefer sie hinein gingen. Ihnen machte das jedoch nichts aus. Sie konnten alle im Dunkeln sehen. Eine Fähigkeit, die jedem Dämon gegeben war. An den Wänden waren unzählige Verzierungen, Zeichnungen und auch Inschriften, jedoch warfen sie alle nur beiläufig einen Blick darauf. Der Gang war schmal und so mussten sie einzeln hintereinander laufen. Damon blieb nach einer Weile abprubt stehen. „Was ist los?“, wollte Metos wissen. Von seiner Position aus konnte er nichts sehen, sowie die Dämonen hinter ihm auch nicht. Verentia sah jedoch noch genug: „Eine Schlucht. Die Brücke ist gerissen.“ Ein Knurren ging von Damon aus: „Wir klettern hinunter und laufen hinüber, dann geht’s wieder hinauf.“ „Was, wenn wir dort gar nichts finden?“ wollte Falx wissen, „der Aufwand könnte sich überhaupt nicht lohnen.“ Ein erneutes Knurren kam von Damon: „Dort drüben steht Lux aeterna.“ Bevor Metos fragen konnte übersetzte Dimicatio bereits: „Ewiges Licht.“ „Ah!“ kam von Metos, als Ausdruck der Erkenntnis. Damon begann nach unten zu klettern. Verentia blickte nun erst einmal über die Schlucht und auch in die Tiefe: „Wer weiß, wo das Ende ist. Wir könnten ewig klettern.“ Sie deutete an die Decke: „Dort oben sind Harken an denen die Brücke befestigt wurde.“ Damon versuchte an der Wand der Schlucht geheftet einen Blick zu den Harken zu erhaschen: „Na und? Die sind viel zu weit oben, als das sie uns etwas nutzen würden.“ Verentia verdrehte die Augen: „Asinus!“ Falx lachte laut und Metos fühlte sich schon wieder übergangen: „Also wenn wir das alles hinter uns gebracht haben, lerne ich Latein.“ Dimicatio lachte nun auch: „Sie nannte ihn einen Dummkopf.“ Metos grinste nun breit, verkniff sich aber ein Lachen. Damon knurrte in sich hinein und sagte dazu jedoch nichts. Stattdessen wartete er ab, was Verentia nun vorhatte. Sie ließ eine Peitsche aus dunkler Magie erscheinen, sprang hinauf zu den Harken und schwang sie so, dass sie sich um den ersten Harken wickelte. Dann schwang sie hinüber und ließ dabei bereits die zweite dunkle Magiepeitsche erscheinen. Auch diese wickelte sich um den nächsten Harken, die alte Peitsche ließ sie los und sogleich verschwand diese auch. So fuhr sie fort, bis sie auf der anderen Seite angelangt war. Mit einem großen Satz landete sie gerade so auf sicherem Boden sowie auf ihren Füßen. Ein Lachen war von ihr zu hören, als sie sich umdrehte und die Hände in die Hüfte stemmte: „So ihr Angsthasen. Wer kommt rüber oder soll ich alleine weiter gehen?“ Metos wollte bereits loslegen, doch Damon kam in dem Moment wieder hoch und stieß ihn zurück: „Ich zuerst!“ Genau wie Verentia sprang er nach oben und schwang sich dann mithilfe seiner schwarzen Magiepeitschen hinüber. Auch er landete auf seinen Füßen. „Ha!“ wand er sich überheblich an Verentia und schritt an ihr vorbei, als wäre sie das letzte Stück Dreck. Verentia hielt sich kurz den Bauch und beugte sich leicht nach vorne, als würde ihr schlecht von seinem Anblick werden. Metos lachte leise und legte dann ebenfalls los. Stück für Stück kamen sie dann einer nach dem anderen hinüber. Der elfte an der Reihe sprang jedoch nicht hoch genug und stürzte kreischend in die Tiefe. Nach diesem Unglück trauten sich die anderen vier nicht hinüber. „Ihr Feiglinge!“ schrie Falx hinüber, „dann bleibt doch hier!“ Sie gingen weiter und ließen die vier zurück. Der Gang auf dieser Seite war um einiges breiter, sodass locker vier Leute nebeneinander hätten laufen können. Damon lief voraus, wie nicht anders zu erwarten war. Als der Gang sich in zwei spaltete, wählte Damon ohne groß darüber nachzudenken einen Weg. Dimicatio rief ihm hinterher: „Quo vadis?“ Von Damon kam irgendwas Geknurrtes zurück, was jedoch keiner verstand, da er es zu leise sagte. Verentia begann die Inschriften zu lesen. Metos sah Damon noch hinterher: „Wo geht er hin? Er weiß doch gar nicht, ob der Weg richtig ist.“ Dimicatio zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, das habe ich ihn auch gefragt.“ Falx sah sich die vielen Inschriften nun ebenfalls an: „Steht da irgendwas Brauchbares?“ Verentia deutete auf eine Inschrift Per crucem ad lucem: „Durch das Kreuz ans Licht.“ „Was für ein Kreuz?“ war Metos zuerst ausgesprochener Gedanke. Sie begannen die Wände nach einem Kreuz abzusuchen, aber nirgends war eins zu finden. Nachdenklich schritt Verentia hin und her. Die anderen Dämonen hatten sich bereits auf den Boden sinken lassen und warteten ab, was geschehen würde. Nur die vier gaben nicht auf. Während Verentia weiter nachdachte, tasteten Dimicatio, Falx und Metos die Wände ab. Bevor sie jedoch zu einem Entschluss kamen, hörten sie Schritte. Damon kam zurück: „Da ist eine Tür mit einem dämlichen Kreuz drauf. Da kommen wir nicht weiter.“ Er knurrte verärgert und wollte schon den anderen Weg wählen, doch da rief Verentia bereits: „Das muss es sein!“ In ihrer Begeisterung packte sie Damons Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann eilte sie in den Gang. Die anderen drei folgten ihr und auch die Dämonen, die das Faulenzen vorgezogen hatten, rappelten sich nun auf und gingen den Vieren nach. Damon sah ihnen angewidert hinterher und entschied sich dann doch zu folgen. Sie kamen an einer Holztür mit einem silbernen Kreuz an. Falx lachte: „Und da bist du nicht weiter gekommen. Die ist doch nur aus Holz.“ Er holte mit der Faust aus und donnerte sie gegen die Tür, ein grelles Licht erfasste ihn und schleuderte ihn zurück, sodass er gegen Metos knallte und beide zu Boden gingen. Metos stieß Falx von sich und stand auf: „Ist dir das auch passiert Damon?“ Damon grinste breit: „Nein, bei mir hat sich nichts getan. Die Tür ließ sich nur nicht zerstören.“ Falx stand auch wieder auf und rieb sich die Arme: „Es ist als hätte mich gerade ein Blitz getroffen.“ Kopfschüttelnd umfasste Verentia den Türgriff: „Wenn dich ein Blitz getroffen hätte, wärst du tot.“ Sie drückte die Türklinke herunter und drücke hingegen. Als sich nichts tat, versuchte sie es noch einmal mit ziehen. „Hm“, machte sie. „Was hm?“ fauchte Damon, „es geht nicht. Wir müssen uns einen anderen Weg suchen.“ „Nolens volens - wohl oder übel“, stimmte Dimicatio zu. Metos war erfreut, dass Dimicatio dieses Mal gleich übersetzt hatte, was er von sich gegeben hatte. Damon knurrte jedoch und änderte sofort seine Meinung: „Es muss einen Weg durch diese Tür geben.“ Dimicatio konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Damon und Verentia begannen die Inschriften auf den Wänden zu lesen. Während Falx die Tür vorsichtig betastete: „Wie kann eine Tür einen so zurück feuern?“ Metos stand hinter ihm und zuckte mit den Schultern: „Sag lieber nichts schlechtes über sie. Ich möchte dich nicht noch einmal abbekommen.“ Dimicatio setzte sich zu der faulen Bande Dämonen, die keinen Finger rührten: „Non possumus.“ „Vero?“ antwortete einer der Dämonen. „Certum“, erwiderte Dimicatio. Die Dämonen sahen sich verwundert an. „Bist du dir wirklich sicher?“ wollte einer von ihnen erneut wissen. Dimicatio grinste: „Das sagte ich doch bereits. Es ist unmöglich und ich bin mir sicher.“ Einer der Dämonen stand auf: „Dann gehe ich. Es ist reine Zeitverschwendung.“ Die anderen Dämonen nickten und folgten seinem Beispiel. Dimicatio stand ebenfalls auf, kehrte aber zu den vier anderen zurück: „Die fünf sind jetzt auch abgehauen. Wir sind also nur noch unter uns.“ Falx lachte darüber: „Die waren eh keine Hilfe, eher eine Belastung.“ Damon jedoch knurrte: „Wir hätten sie noch gebrauchen können. Wir wissen nicht, wie stark der Ursprung des Lichts tatsächlich ist. Ihre Kräfte hätten uns unterstützen können.“ „Nun ist es eh nicht zu ändern“, bemerkte Verentia, während sie weiter die Inschriften lass. „Fiat lux“, lass Falx vor, der gerade diese Worte unter der Türklinke entdeckt hatte. Kaum hatte er es ausgesprochen, ging die Tür wie durch Zauberhand auf. Damon verdrehte die Augen: „Es werde Licht? Darauf hätten wir auch kommen können.“ Als sie den Raum dahinter betraten, wurde dieser hell von Fackeln erleuchtet. Der Raum war außen rund und am Rand standen überall verzierte Säulen. In der Mitte stand ein Springbrunnen, indem das Wasser plätscherte. Der ganze Raum schien aus weißem Marmor gebaut zu sein. Damon ging auf den Springbrunnen zu. Die anderen vier sahen sich noch im Raum um. Sein Blick viel auf die Inschrift des Brunnens Lux aeterna. Mit einer Hand strich er über die Schrift: „Ewiges Licht…“ Er kletterte auf den Springbrunnen, sodass er mit den Füßen im Wasser stand. Seine Hand streckte er der Fontäne entgegen, als er sie berührte, leuchtete all das Wasser auf, flog hinauf und bildete eine leuchtende Kugel. Dimicatio war mit einem Satz bei Damon und warf ihn um: „Rühr sie nicht an! Du weißt nicht, was du tust!“ Damon lachte: „Ich hab’s doch gewusst, du Verräter!“ Die beiden rollten im Springbrunnen hin und her, dabei hagelte die Fäuste der beiden aufeinander ein. Falx und Metos kamen angerannt. Sie packten Dimicatio und zogen ihn von Damon weg. Damon grinste breit: „Ha! Jetzt darfst du zusehen, wie ich das Licht vernichten werde!“ Dimicatio schloss einmal schmerzvoll die Augen ehe er sie wieder öffnete: „Dum spiro spero.“* Damon begann seine ganze Macht zu sammeln, die tiefste Dunkelheit beschwor er herauf und schickte diese dämonische Macht auf die Lichtkugel. Die Dunkelheit umkreiste die Kugel erst nur, dann drang sie ins Licht ein. Es gab einen gewaltigen Knall. Alle fünf Dämonen wurden von der Explosion gegen die Wand gedonnert. Als der Rauch sich lichtete, standen dort wo einst der Brunnen stand und nur noch steinerne Überreste daran erinnerten, zwei Fledermäuse. Eine schwarz wie die Nacht mit ein paar blutroten Stellen an Ohren und Kopf. Die andere weiß wie Schnee mit goldenen Stellen, ganz wie bei der anderen Fledermaus. Die schwarze Fledermaus zierte ein Widdergeweih, während die weiße Fledermaus an gleicher Stelle zwei winzige weiße Flügel hatte. Die fünf starrten fassungslos auf die beiden Fledermäuse. Damon erhob sich nun und knurrte: „Wer seid ihr?“ „Ich bin Gabriel“, antwortete die weiße Fledermaus. Kurz darauf setzte die schwarze fort: „Und ich der Fürst der Finsternis, Satan.“ Metos zeigte leicht zitternd auf Satan: „Wenn du der Fürst der Finsternis bist, dann ist das…“ Gabriel nickte: „Der Fürst des Lichts.“ Damon ging sogleich auf Gabriel los, dieser wich ihm aus. „Warum so feindselig, Damon?“, fragte Gabriel, „du hast uns schließlich erschaffen. Vorher waren wir nur ein Teil des Lichts und der Finsternis. Zwei Brüder, die das Gleichgewicht der Welt hervor brachte.“ Entsetzen machte sich auf Damons Gesicht breit: „Ich? Ich habe euch erschaffen?“ Satan lachte finster: „So ist es. Dadurch sind wir leider an dich gebunden, aber wie es aussieht, kannst du gar nicht sterben.“ Jetzt war Damon noch verwirrter: „Ich kann nicht sterben?“ Die anderen Dämonen wiederholten es fast gleichzeitig und ebenso fassungslos: „Er kann nicht sterben?“ Satan wand sich ab. Er hatte kein Interesse an einem solchen Gespräch: „Ich verschwinde!“ Mit diesen Worten löste er sich in schwarze Federn auf und nichts außer einem rauchigen Geruch erinnerte mehr daran, dass er einmal dort gewesen war. Gabriel zeigte sich jedoch geduldiger: „Du hast eine besondere Fähigkeit, Damon. Wenn du einst sterben solltest, wirst du nicht ins Jenseits einkehren, wie andere Seelen es tun. Deine Seele wird umher wandern und schließlich wiedergeboren werden. Damit deine Wiedergeburt uns nicht doch noch mit in den Tod reißt, werde ich bereits jetzt bestimmen, was für eine Fähigkeit du dann erhalten wirst.“ Damon knurrte: „Was? Dazu hast du überhaupt nicht das Recht!“ Doch ehe er weitere Wiederworte von sich geben konnte, streckte Gabriel bereits die Hand aus und um Damon erschien einen kurzen Augenblick ein Licht. Damon sah verwirrt an sicher herunter: „Was für …?“ Aber als er wieder zu Gabriel sah, war dieser verschwunden und nur noch eine letzte weiße Feder löste sich im Nichts auf, während es im Raum frisch wie an einem Frühlingsmorgen roch.

Satan und Gabriel hatten sich beide aufgemacht ihre Reiche zu erschaffen. Dazu spalteten sie das Jenseits auf. Satan gründete die Hölle, in die alle verdorbenen Seelen nach ihrem Tode einkehren würden. Es war eine unendlich weite Höhle, mit Lavaflüssen, die man durch kleine Rundbrücken überqueren konnte. Es gab viel Asche und Staub, der entweder sich auf dem Boden sammelte oder die Luft verpestete. Umringt von einem Lavagraben, denn man nur über zwei Brücken überqueren konnte, lag ein finsteres Schloss. Über ihm kreisten die Fledermäuse und steinerne Kreaturen verzierten es. Dort würde Satan leben, in seinem Thronsaal, der zur Hälfte so dunkel war, dass selbst Dämonen nicht genug Sehkraft hatten, um dort etwas zu erkennen. Gabriel erschuf den Himmel. Der ganze Boden war bedeckt mit den wunderschönsten Blumen, die alle ständig blühten. Mitten drin, stand ein weißes Schloss, welches mit weißen Krähenstatuen geschmückt war. Auch Gabriel schuf sich einen Thronsaal, doch dieser war hell erleuchtet, so sehr, dass es jeden anderen in den Augen schmerzte dort hinein zu blicken. Doch beide waren sie einsam und so schufen sie sich ihre eigenen Wesen. Satan nannte sie die Höllendämonen. Sie waren gewöhnlichen Tieren nachempfunden, jedoch viel größer. Außerdem hatten sie weder Fell, noch einen intakten Körper. An vielen Stellen konnte man Muskeln oder Sehnen sehen oder gar das Skelett des Höllendämons. Es schien fast, als würden sie verfaulen. Gabriel hingegen erschuf Wesen aus reinem Licht. Er taufte sie Engel und sich selbst ernannte er zum Erzengel Gabriel. Man konnte durch die Engel hindurch sehen, sie hatten Körper aus Licht und Flügel, ihre Arme konnte man erahnen sowie ihre Hände, doch Beine schienen sie nicht zu haben. Sie sangen wunderbare Lieder und bildeten Chöre. Schon bald waren die bereits vorhandenen Seelen aus dem Jenseits aufgeteilt. Satan sperrte sie fort in die abgelegenste Ecke der Hölle. Doch Gabriel ließ seine Seelen frei umher wandern im Himmel. Viele sangen auch gemeinsam mit den Engeln. Gabriel und Satan verbrachten jedoch trotz allem die meiste Zeit in ihren Thronsälen.

*Solange ich atme, hoffe ich.
Luna42
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Karasu no shugo Tenshi (von Angelfeather13 und Luna42) Empty Re: Karasu no shugo Tenshi (von Angelfeather13 und Luna42)

Beitrag von Luna42 Fr 10 Feb 2017, 07:19

Kapitel 2 – Flammender Käfig

Gelangweilt schweifte Satans Blick durch das tiefe Dunkel der hitzigen Hölle. Selbst die täglichen Turniere in denen er seine Höllendämonen aufeinander los ließ, konnten daran nichts mehr ändern. Nur die Stärksten überlebten. Doch das störte den Fürsten der Finsternis wenig. Er konnte sich jederzeit neue Höllendämonen erschaffen. Tag für Tag sah er diesen sinnlosen Turnieren zu und anfangs hatte er sich über die Blutrünstigkeit seiner Kreaturen gefreut. Jedoch befriedigte dieses Satan nicht mehr in der Art und Weise, wie es zuvor der Fall gewesen war. Er wollte mehr. Viel mehr! Die Welt der Lebenden bot so viele Möglichkeiten: Folter, Lügen, Betrug, Mord, Leid... Kaum hatte ihn dieser Gedanke gepackt, ließ es ihn auch nicht mehr los. Er wollte die Welt der Lebenden für sich. Wollte Teil haben an ihren Sünden, sie quälen und sich in ihrem Leid suhlen. „Kommt herbei, ihr Kreaturen der Finsternis. Bringt mir die Dämonen aus dieser Welt. Ich will sie alle, lebendig. Befördert sie hinab in die Hölle“, befahl er seinen Höllendämonen und lachte düster in sich hinein. Unter Feuer, Schwefel und Rauch öffnete sich ein Höllentor durch welches die Höllendämonen auf direktem Weg in die Welt der Lebenden marschierten. Satan selbst schritt als letztes durch das Höllentor. Er flog in die Höhe, wobei er sich im Flug drehte, dann spannte er die Flügel und schwebte über seiner Armee von Höllendämonen. Der Höllenhund war wohl das beeindruckenste Wesen unter ihnen. Er war gigantisch, ganze 20 Meter. Er hatte noch nie einen Kampf verloren und verschlang die besiegten Höllendämonen immer sofort. Sein Appetit war unersättlich, weswegen Satan vermutete, dass er auch die Dämonen verschlingen würde, wenn diese sich nicht einiger Maßen gegen ihn behaupten könnten. Doch die paar Verluste waren nicht von Bedeutung. Die Höllendämonen teilten sich auf und bald waren sie überall auf der Welt unterwegs um die Dämonen dieser Welt gefangen zu nehmen. Einer nach dem anderen wurde in die Hölle verfrachtet.

Falx war auf dem Weg durch die staubige Einöde. Nachdem vor einigen Wochen durch Damons Versagen der Fürst des Lichts und der Früst der Finsternis entstanden waren, hatte sich die Gruppe in alle Richtungen verstreut und war ihrer eigener Wege gegangen. Falx schreckte herum, als er Flügelschläge vernahm: „Wer glaubt mich von oben überraschen zu können?“ Überrascht musste er feststellen, dass es sich nicht um einen Gargoyle1 handelte: „Das glaub ich jetzt nicht.“ Überheblich blickte der Fürst der Finsternis zu ihm herab: „„So überrascht mich zu sehen?“ „Belua!“2 knurrte Falx. Satan schnaubte wütend: „Das wirst du noch bereuen.“ Falx machte sich zum Kampf bereit. Wenn er Glück hatte, war die Macht des Fürsten doch nicht so groß, wie er befürchtete. Satan ließ sich zu Boden fallen und ging auf ihn zu: „Komm und zeig mir, ob du meiner Aufmerksamkeit überhaupt würdig bist.“ In Satans Gesicht spiegelte sich eine Boshaftigkeit, die Falx nicht deuten konnte. Davon würde er sich aber nicht abschrecken lassen. Wie verrückt begann er schwarze Magiekugeln auf den Fürsten zu schießen. Die schienen einfach an ihm zu verpuffen. Nicht ein Kratzer war zu sehen. Falx erzeugte eine schwarze Magiepeitsche und schlug auf den Fürsten ein, doch abgesehen davon, dass die Priesterrobe, die Satan trug, ein wenig beschädigt wurde, passierte nichts. Der Fürst breitete die Arme fragend aus: „War’s das schon? Da muss ich mir ja echt überlegen, ob ich dich überhaupt haben will. Am besten ich bringe dich einfach um.“ Falx knurrte: „Du arroganter Mistkerl!“ Seine Augen glühten auf, dann begann sein ganzer Körper sich zu verändern. Er verwandelte sich in eine Art muskulösen Stier ohne Hörner, mit den Tatzen eines Löwen und einem langem echsenartigen Schwanz. Sein ganzer Körper war von schwarzen Schuppen überseht. Die Kreatur brüllte auf und man sah die scharfen Reißzähne aufblitzen. Der Teufel lachte finster: „Scheinbar willst du doch für mich arbeiten.“ Falx stürzte sich mit lautem Gebrüll auf Satan, welcher sich auf den Boden werfen ließ. Dann biss er mit seiner riesigen Schnauze in die Schulter des Fürsten und versuchte ihn zerrend den Arm abzureißen. Mit einem kräftigen Ruck hatte er ihn. Doch es hörte sich eher an, als würde einfach nur Stoff zerreißen. Der Fürst schleuderte mit einer schwarzen Magiewelle, die wie eine schnell rasende Wand aussah, Falx von sich. Er stand auf und dort wo einst der Arm dran war, sah man nur wie eine Art Nebel die Finsternis hinaus wachsen, die einen neuen Arm bildete und dieser sich dann materialisierte. „Genug! Du hast dich bewiesen“, meinte der Fürst trocken und schleuderte eine schwarze Magiekugel auf Falx. Dieser knurrte und schlug mit der Tatze nach der Kugel. Kaum hatte er sie berührt, verschwand er und fand sich in der Hölle wieder, wo bereits viele andere Dämonen umher irrten oder einfach verzweifelt da saßen. Falx verwandelte sich zurück: „Verdammter Mist! Wo bin ich hier?“

In der Zwischenzeit saß Dimicatio vor einem Tor, aus dessen Spalten starkes Licht drang. Das Tor verschloss einen Höhleneingang und schien genau für diesen Zweck angefertigt worden zu sein. Es befand sich mitten im tiefsten Dschungel. Immer wieder Drangen aus dem Tor seltsame Geräusche, die ansatzweise sich wie Stimmen anhörten. Jedoch war nicht zu verstehen, was sie sagten oder festzustellen, ob es sich überhaupt um Worte handelte. Dimicatio rührte sich kein Stück. Er saß einfach nur da, als wäre er bereits zur Statue erstarrt. Ein knackender Ast ließ ihn aufblicken. „Damon“ sagte er so gleichgültig, als wären die beiden weder Feind noch Freund. „Dimicatio, ich brauche deine Hilfe. Außerhalb dieses Dschungels, überall auf der Welt, verschwinden Dämonen durch Kreaturen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie haben überhaupt keine Chance. Ich weiß, dass das wahrscheinlich meine Schuld ist, aber bitte helfe mir. Das muss aufhören.“ Dimicatio sah Damon eine Weile schweigend an bevor er antwortete: „Levius fit patientia, quidquid corrigere est nefus.“3 „Heißt das, du kannst mir nicht helfen?“ wollte Damon nun wissen. Dimicatio seufzte: „Crede mihi…4 es sieht schlecht aus. Es ist nun fast zwei Monate vergangen Damon. Glaubst du, ich hätte nicht versucht, es ungeschehen zu machen?“ Damon fiel verzweifelt auf die Knie: „Also gibt es keine Rettung. Es ist aus…“ Der Anblick der Verzweiflung in Damons Gesicht, versetzte Dimicatio trotz allem einen Stich und er stand auf: „Die beiden Fürsten wurden genau in der gleichen Sekunde erschaffen. Sie müssen auch in ein und derselben Sekunde aufhören zu existieren. Das ist nicht machbar.“ Damon schlug mit der Faust auf den Boden und Tränen bildeten sich in seinen Augen: „Mea culpa. Mea maxima culpa.“5 „Wir können nur eins tun“, setzte Dimicatio fort, „uns wehren. Diese Welt gehört den Dämonen und den Sterblichen. Lassen wir nicht zu, dass die Fürsten des Lichts und der Finsternis sie übernehmen.“ Er ging auf Damon zu und hielt ihm die Hand hin: „Bonitas stultitiaque sodales sunt.“6 Damon blickte Dimicatio an, nahm die Hand und stand auf: „Qui audet adipiscitur.“7 Die beiden sahen sich einen Moment schweigend an, dann ergriff Dimicatio das Wort: „Ich hätte nie gedacht, dass wir mal wirklich zusammen arbeiten.“ Damon grinste ein wenig: „Ich auch nicht. Eigentlich hätte ich dich sofort aus meiner Truppe ausschließen sollen. Ich weiß auch nicht, warum ich dich mitgenommen habe.“ „Schicksal“, entgegnete Dimicatio, „lass uns gehen.“ Die beiden Dämonen bahnten sich den Weg durch den Dschungel. Dort war alles friedlich, wie immer. Man hörte ein paar Vögel zwitschern, ab und zu ein paar Flügelschläge, kreischende Affen und das Knacken und Brechen von Gehölz unter den Füßen der beiden.

Die Flügelschläge Satans kündigten sein Kommen an. Verentia blickte der Sonne entgegen aus welcher der dunkle Körper Satans auf sie zukam. Als er landete, blickte Verentia ihn einen Moment schweigend an. „Fehlen dir die Worte?“ erkundigte sich Satan mit einem heimtückischen Grinsen. „Ich war am überlegen, ob du es überhaupt wert bist, dass man mit dir spricht“, entgegnete Verentia so kühl und herablassend, dass man meinen könnte, sie sähe ihn nur als winzigen, unbedeutenden Floh. Satan ließ eine schwarze Magiewelle auf sie los und lachte gellend. Sie hatte keine Chance dem Angriff auszuweichen, wurde erfasst und zurück geschleudert. Schnell hatte sie sich jedoch wieder aufgerappelt, kreuzte die Arme vor sich, welche dann in Flammen standen und bewegte sie mit einer schnellen Bewegung wieder auseinander. Überall regneten kleine Feuerhaufen nieder aus denen sich schlanke Feuerkreaturen bildeten. Wenn man sie genau betrachtete, konnte man trotz der tosenden Flammen erkennen, dass es sich bei all diesen Kreaturen um Verentia selbst handelte, nur in Feuergestalt. Ohne jegliches Zögern stürzten sie sich auf Satan, versuchten ihn zu verbrennen, bewarfen ihn mit Feuerkugeln und schlugen auf ihn ein. Verentia selbst beteiligte sich nicht am Kampfgeschehen. Eine Hand hatte sie in die Hüften gestemmt und schaute zufrieden ihren Feuerkopien zu, wie sie Satan nieder rangen. Satan sank auf die Knie, schützte sich mit seinen Armen und beugte sich immer weiter hinab. Ein lautes, amüsiertes Lachen drang aus seiner Kehle und wurde lauter. Er richtete seinen Oberkörper wieder auf und streckte die Arme aus, während er unaufhaltsam weiter lachte. Verentias Kreaturen gaben ihr Bestes, doch wie Verentia nun feststellen musste, verschwand jede Wunde sofort wieder, nachdem sie zugefügt worden war. Er war nicht aufzuhalten. Das Lachen verstummte und Satan richtete sich nun wieder zu voller Größe auf. Mit seiner rechten Klaue machte er eine knappe Bewegung, die deutete, dass die Kreaturen verschwinden sollten. Sofort zerfielen sie zu nichts. Nicht einmal Asche blieb. „Du hast dich bewiesen“, verkündete Satan munter und schickte Verentia auf dieselbe Weise hinab in die Hölle, wie er es bereits bei Falx getan hatte.

Dimicatio und Damon hatten sich auf den Weg nach Nemorosus gemacht, der Stadt der Dämonen. Nemorosus war die einzige Dämonenstadt, die existierte. Fast jeder Dämon wurde hier geboren und wuchs dort auf. Innerhalb der Stadt herrschte ein striktes Kampfverbot. So sorgten die Dämonen dafür, dass ihr Nachwuchs nicht in unerwünschte Kämpfe verwickelt wurde und seine ersten Lebensjahre nicht überlebte. Bis zu ihrem 20. Lebensjahr hatte jeder Jungdämon einen Lehrmeister, der auf ihn achtete und ihn ausbildete. Die Eltern eines Dämonenkindes hatten meist weniger mit diesem zu tun. In der Regel wachte jedoch zumindest ein Elternteil über seinen Nachwuchs. Dennoch war es einem Dämon schon mit 10 Jahren erlaubt einen anderen Dämon zu einem offiziellen Dämonenkampf heraus zu fordern und somit seinen Rang zu bestimmen. Nun jedoch war von der einst so friedlichen Dämonenstadt Nemorosus nicht mehr viel übrig. Nur die Trümmer der Häuser ließen vermuten, was hier geschehen war. Totenstille herrschte und jegliches Leben war verschwunden. Die beiden Dämonen schritten nebeneinander her auf der einstigen Hauptstraße von Nemorosus, die vom Osttor zum Westtor führte, quer über den großen Trainingsplatz in der Mitte der Stadt. Sie schienen auf jedes noch so kleine Geräusch zu lauschen in der Hoffnung doch noch einen Dämonen unter diesen Trümmern entdecken zu können. Dimicatio beugte sich hinab zu einer kleinen Phiole. In ihr war eine rote Flüssigkeit enthalten. Blutdämonen hatten solche Phiolen immer bei sich. Die Flüssigkeit darin war das Blut eines Sterblichen, denn Blutdämonen ernährten sich davon. Sie machten den größten Teil des Volkes aus. Es war nicht verwunderlich, dass Dimicatio solch eine Phiole fand. Sie musste im Eifer des Gefechts verloren gegangen sein. „Die Kinder“, sagte Damon nun fast geistesabwesend, „alle fort. Der Fortbestand unserer Art... ausradiert.“ Mit einem Mal hatte Dimicatio ihn an den Schultern gepackt: „Verdammt noch mal, Damon! Reiß sich zusammen! Wenn du jetzt die Fassung verlierst, können wir niemanden mehr helfen. Lass uns die retten, die wir noch retten können.“ Unter dem Schutt einer der Häuser bewegte sich nun etwas und die Gesteinsbrocken wurden beiseite gestemmt. „Metos!“ riefen die beiden erstaunt zugleich. „Das gibt’s doch nicht. Euch beide zusammen zu sehen, stellt meine ganze Weltanschauung auf den Kopf. Ich dachte ihr hasst euch.“ Dimicatio räusperte sich: „Es gibt wichtigeres als das. Was ist mit den anderen Dämonen geschehen?“ Metos rappelte sich auf und klopfte sich den Staub ab: „Ich weiß es nicht genau. Da waren diese riesigen, fauligen Kreaturen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das war erschreckender als der Corporeus.8 Immer wenn sie mit ihren Tatzen jemanden berührten, verschwand dieser einfach spurlos. Wir versuchten gegen sie zu kämpfen, aber es schien aussichtslos. Erst als wir eines dieser Fiecher komplett auseinander genommen hatten, bewegte es sich nicht mehr. Aber es waren einfach zu viele. Im Kampf kletterte ich auf eines dieser Kreaturen, welche sich daraufhin rollte. Ich bin wohl gegen irgendeinen Stein geknallt und habe das Bewusstsein verloren. Wie es aussieht bin ich der Einzige, der übrig geblieben ist.“ Damon ballte die Fäuste und brüllte dann lautstark los: „Satan!!! Komm her wenn du dich traust! Ich warte auf dich!“ Dimicatio und Metos hatten sich währenddessen die Ohren zugehalten. Ein Dämon konnte eine gewaltige Lautstärke hervorbringen. So laut, dass einem Sterblichen das Trommelfell platzen könnte.

Damon, Metos und Dimicatio waren seit Tagen unterwegs und scharrten die letzten Dämonen um sich, die es noch gab. Viele waren es nicht. Sie hatten gerade mal neun weitere Dämonen gefunden und von Satan oder seinen Kreaturen fehlte inzwischen jede Spur. War dies' das Ende? Sind sie die letzten 12 Dämonen? Damon wollte das nicht wahr haben. Sie waren so viele. Die Welt gehörte den Dämonen und nun waren sie eine aussterbende Art? Das durfte nicht sein. Er musste herausfinden, was mit den anderen geschehen war. Immerhin war es möglich, dass sie noch lebten. Womit er nicht Unrecht hatte. In der Hölle hatten sich die Dämonen gemeinschaftlich dagegen gewehrt zu Satans Dienern zu werden. Ab und an ließ er ein paar Sterblichen von den Höllendämonen in die Hölle bringen, die den Blutdämonen, Werwölfen und Ghulen als Nahrungsquelle dienten. Sein Plan reichte jedoch viel weiter, als nur die Dämonen zu unterwerfen. Er wollte die gesamte Welt der Lebenden. Doch dafür brauchte er eine treue Anhängerschaft. Er wusste außerdem, dass es noch Damon, Metos und Dimicatio gab, die er dort oben nicht hatte aufspüren können und auch seine Höllendämonen keinen von ihnen hinab geschickt hatten. Darum kümmerte er sich jedoch bereits. Eine kleine Gruppe Höllendämonen hatte er ausgesandt, um die drei zu finden und hinab in die Hölle zu schicken. Die drei und ihre neun Anhänger liefen gerade an einer Schlucht entlang, als sie ein lautes Gebrüll hörten. Metos erschauderte: „Das sind sie.“ Damon rannte sofort los in die Richtung aus der das Gebrüll gekommen war. Dann folgten ihm auch Dimicatio, Metos und die neun anderen Dämonen. Der Boden staubte unter ihren Füßen, während sie mit über 120 h/km auf die Höllendämonen zu rannten. Kaum waren diese in Sicht feuerten sie bereits Feuerkugeln auf die Dämonen, um danach sie gleich körperlich zu attackieren. Damon versuchte sie aufzuschlitzen und sie auseinander zu reißen. Die anderen ahmten es ihm nach und gaben ihr Bestes die Höllendämonen zu bezwingen. Doch diese wehrten sich heftig, schnappten mit ihren großen Mäulern nach ihnen und schlugen mit ihren Klauen zu. „Passt auf die Pfoten auf!“ brüllte Metos. Der erste Dämon wurde bereits von einer getroffen und verschwand, wie Metos es beschrieben hatte. Dimicatio erzeugte Lichtkugeln die die Höllendämonen blenden sollten, was jedoch nur bedingt wirkte. Einige von ihnen ließen sich davon überhaupt nicht einschränken. Metos brüllte nun auf, sein Fell gewann an Länge, seine Schnauze, sein Oberkörper, seine Beine und Arme veränderten sich, wuchsen und seine Muskelmasse nahm zu. Er verwandelte sich in einen Werwolf. In dieser Gestalt konnte er nicht mehr sprechen, nur noch knurren und jaulen, aber das war im Kampf auch nicht von Nöten. Der Vorteil war, dass er viel schneller und kräftiger war, als zuvor. Wie besessen schlug er auf die Höllendämonen ein. Jedoch wurden sie immer weniger und hatte noch nicht einen Höllendämon zu Fall gebracht. Schließlich waren nur noch Metos, Dimicatio und Damon übrig. Damon brüllte wütend, während ihm bereits Tränen über die Wangen rannen: „Satan!!! Komm her damit ich dich in Stücke reißen kann!“ Dimicatio zog sich zurück: „Wir müssen fliehen. Das schaffen wir nicht!“ Dimicatio rannte zu Damon und zog kurz an ihm. Dann folgte Damon ihm und sie rannten um ihr Leben. Auch Metos folgte ihnen. Die Höllendämonen waren jedoch ebenfalls schnell und verfolgten sie. Metos wurde von einer ihrer Pranken getroffen und verschwand, wie die Dämonen zuvor. Damon und Dimicatio wichen den Angriffen so gut sie konnten aus und steuerten auf die Schlucht zu. Als sie diese erreichten, stürzten sie ohne weiter darüber nachzudenken, diese hinunter. Die Höllendämonen blieben zurück.

„Verdammter Mist!“ knurrte und keuchte Damon wütend, während Dimicatio ihn stützte, damit er gehen konnte. Er hatte sich beim Absturz in die Schlucht das rechte Bein gebrochen. Dimicatio war besser davon gekommen. Er hatte abgesehen von einigen Prellungen nur eine verstauchte Hand. Ein Sterblichen wäre aus dieser Höhe defintiv tot. „Wenn ich Satan in die Finger kriege...“ schimpfte Damon weiter. Dimicatio unterbrach ihn jedoch: „Immer mit der Ruhe, Damon. Wenn du Satan so gegenüber trittst, bist du sofort dem Tode geweiht.“ Ein weiteres Knurren ertönte aus Damons Kehle, jedoch folgten keine weiteren Worte mehr. Humpelnd und durch Dimicatio gestürzt schliff er sich durch die Schlucht und hoffte auf ein baldiges Ende. Sie waren vermutlich die letzten beiden Dämonen. Damon wollte Rache für sein Volk und seine Schuld begleichen, jedoch hatte er überhaupt keinen Plan, wie er das jetzt noch anstellen sollte. Sie konnten unmöglich zu zweit gegen diese Höllendämonen bestehen und noch dazu wusste keiner von ihnen, wie mächtig Satan wirklich war. Vielleicht konnte er sie mit einem Fingerschnippen einfach auslöschen, wenn ihm danach war. Schließlich war er der Fürst der Finsternis, die Finsternis selbst. Somit hatte Dimicatio noch die besten Chancen mit seiner Fähigkeit des Lichts. Doch was konnte Damon schon ausrichten!? Vermutlich gar nichts. „Ich werde ihn vernichten“, verkündete Damon nun erneut. Dimicatio lächelte darüber, jedoch war es ein bitteres Lächeln: „Ut desint vires tamen est laudanda voluntas!“9 „Hör mir auf mit deinen Weisheiten“, knurrte Damon nun ebenfalls verbittert und seufzte dann, „das ist das Ende nicht wahr?“ Dimicatio zuckte mit den Schultern zur Antwort, was ihm recht schwer fiel, da er immer noch Damon stützen musste.

In der Hölle ging es den meisten Dämonen gar nicht gut. Es waren bereits einige Tage vergangen und die Blutdämonen, Werwölfe und Ghule verloren langsam die Kontrolle, da Satan immer weniger lebendie Nahrung brachte und schließlich dazu übergegangen war sie hungern zu lassen. Er verlor die Geduld, da die Dämonen sich ihm nicht unterwarfen. Sie brauchten ihre Nahrung oder sie würden auf andere Dämonen losgehen und sich gegenseitig ausrotten. Satan wartete regelrecht darauf, dass dieses geschehen würde. Er glaubte, dass die Dämonen sich ihm dann endlich unterwerfen würden. Bisher hatten sie sich stur geweigert, jedoch konnten sie die Hölle nicht verlassen und waren hier gefangen. Metos lief nervös und hungrig hin und her. Jeder Dämon, der in seiner Nähe war, erschien ihm als Nahrungsquelle, aber er riss sich mit aller Kraft zusammen. Bald würde sein Instinkt übernehmen und er würde willkürlich auf seine eigenen Artgenossen losgehen. Es musste etwas geschehen und zwar schnell. Satan tauchte auf. Er stand auf dem Dach seines Schlosses und blickte auf die Dämonen hinab. Nachdem er den Blick hatte schweifen lassen, erhob er die Stimme: „Sehr bald werdet ihr gegenseitig aufeinander los gehen. Ich stelle euch diese Frage jetzt noch einmal, ehe sich eure Zahl dezimiert: Werdet Ihr mit die Treue schwören?“ Verentia war die erste, die das Wort erhob: „Lieber sterben wir!“ Die anderen Dämonen pflichteten ihr schnell bei und warfen mit Beleidigungen gegen Satan um sich. Satan schnaubte wütend und verschwand dann wieder zurück in seinen Thronsaal, wie immer blieb nur einen kurzen Augenblick eine schwarze Feder zurück. Wie bekam er sie nur dazu, dass sie ihm dienen würden? Müssten sie sich wirklich erst gegenseitig anfangen zu töten? Das würde er morgen erfahren. Die meisten würden beginnen die Kontrolle zu verlieren und die Anzahl der Blutdämonen, Werwölfe und Ghule machte einen Großteil der Dämonen aus.

Dimicatio und Damen waren die letzten Tage ziellos umher gewandert. Gerade machten sie Rast in einem Wald. Zwischen den beiden herrschte schweigen. Damon ruhte sein gebrochenes Bein aus, welches er mit einigen Stöcken und einem Seil, das er aus schwarzer Magie erschaffen hatte, stützte. Dimicatio brach die Stille schließlich: „Ich werde zurück zu meinem Tor gehen. Die Lichtkugeln auf diese Entfernung aufrecht zu erhalten ist anstrengend und im Moment den Aufwand nicht wert. Wir können nichts tun.“ Damon knurrte wütend: „Das heißt, du gibst einfach auf.“ Dimicatio seufzte: „Ita est!“10 Als keine weitere Antwort von Damon kam, erhob sich Dimicatio und blickte nochmals zu Damon: „Vale.“11 Auch jetzt rührte sich Damon nicht, ob er einfach zu stolz war oder zu verzweifelt, konnte man schlecht sagen. Dimicatio wusste es jedenfalls nicht einzuschätzen und ließ Damon allein.

Wie von Satan erwartet gingen die Dämonen bereits am folgenden Tag aufeinander los. Die Blutdämonen versuchten sich festzubeißen und sich von dem Blut der anderen zu nähren, während die Werwölfe sich verwandelten und versuchten die anderen Dämonen zu zerfleischen. Die Ghule knabberten an jedem Körperteil, dass ihnen im Kampf in die Quere kam. Es herrschte ein einziges Chaos im Überlebenskampf. Falx und Verentia versuchten Metos am Boden zu halten. Dabei versuchten sie ihn zu beruhigen. Verentia sprach mit sanfter Stimme zu ihm: „Das wird schon wieder Metos. Irgendwas wird uns einfallen.“ Es gab viele schwer Verletzte und sogar Tote. Satan erschien erneut und fühlte sich überlegen: „Ich wiederhole mein Angebot von gestern. Dient mir und lebt oder sterbt.“ Die Antwort der Dämonen blieb die gleiche und fast alle riefen es Zeitgleich: „Lieber sterben wir!“ Ein wütendes Schnauben folgte von Satan, ehe er lautstark brüllte, sodass die ganze Hölle bebte: „Ich akzeptiere kein NEIN!“ Er mobilisierte seine ganzen Kräfte, um die Dämonen an sich zu binden. So würde er immer wissen, wo sie waren und keiner würde ihm entkommen. Sie erhielten dafür dieFähigkeit sich zu teleportieren, während Satan diese Fähigkeit für den erzwungen Pakt einbüste und dazu verdammt war in der Hölle zu bleiben. Jeder der Dämonen schien einen Moment lang schwarz zu leuchten. Satan blickte wütend umher: „Ihr gehört nun alle mir!“ Um seine Macht zu demonstrieren zeigte auf einen Dämon, der sich dann schmerzend den Kopf hielt, ehe er aufblickte und regungslos da stand. Satan grinste: „Schlag deinen Kopf gegen die Schlossmauer.“ Genau das tat der Dämon dann auch. „Wenn ihr keine willenlosen Diener sein wollt, dann tut was ich sage.“ Dieses Mal kamen keine Wiederworte. Er öffnete ein Portal: „Ihr habt eine Stunde, um euch zu nähren, zu versorgen oder was auch immer. Das Portal bleibt offen. Wer nicht zurückkehrt, wird meine Macht zu spüren bekommen.“ Dann verschwand er erneut. Die Dämonen, die bereits nach Nahrung gierten, waren schnell dabei durch das Portal zu verschwinden, um ihren Hunger stillen zu können. Kurze Zeit später folgten weitere Dämonen, die nicht auf Nahrung angewiesen waren und einfach der stickigen, düsteren Hölle einen Moment entkommen wollten. Auch Metos, Falx und Verentia nutzen die Gelegenheit. Sobald Metos sich gesättigt hätte, so dachten sie, würden sie schon in Ruhe über einen Plan nachdenken können.

„Ad rem!“12, begann Falx, während Metos noch durch den Wald rannte, um seine Beute, ein scheues Reh, zu jagen. Es hätte sowieso keine Chance gegen einen Werwolf und Metos würde sich an dessen Fleisch sättigen. „Wir können nicht gegen Satan kämpfen. Er hat uns alle unter Kontrolle und uns einfach zu weigern, kostet uns nur den eigenen Willen. Also was sollen wir tun?“, fasste Falx kurz zusammen. Verentia hatte sich gegen einen Baum gelehnt und lauschte darauf, wie Metos in der Ferne seine Beute zerriss: „Dura patientia frango.13 Lass uns einfach abwarten. Auch der Fürst der Finsternis wird eine Schwäche haben und die werden wir finden.“ „Eunt via sua fata“14, stimmte Falx zu und blickte in die Richtung in der Metos verschwunden war. Ein Grinsen ging über sein Gesicht: „Und wir haben Zeit Metos Latein beizubringen.“ Auch Verentia konnte das ein leichtes Lachen hervor locken: „Das wird aber auch höchste Zeit.“
Metos schoss einen Stein über den aschebedeckten Boden der Hölle und murrte: „Ich frage mich, was er davon hat uns hier gefangen zu halten. Er hat doch diese ekligen Fiecher erschaffen, warum spielt er nicht mit denen?“ „Es hilft nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen“, ermahnte Verentia ihn, die auf einem Felsen saß und seinem sinnlosen hin und her Laufen ihre Aufmerksamkeit widmete. Die meisten Dämonen waren bereits zurückgekehrt und scheinbar trafen jetzt noch die letzten Nachzügler ein. An den gleichen Felsen, auf dem Verentia saß, gelehnt hatte sich auch Falx nieder gelassen und blickte nach oben: „Wenn man dort hoch käme und ein Loch durch die Felsdecke bohren würde, wo käme man dort wohl hin?“ Beinahe gleichzeitig blicken Verentia und Metos ihn fragend an. Ehe einer der beiden sich weiter dazu äußern konnte, tauchte Satan inmitten der vielen Dämonen auf: „Lang genug habe ich gewartet. Geht und erobert für mich die Welt der Lebenden!“ Unsicher blickten die Dämonen einander an. Der Ranghöchste unter ihnen, ein Luftsäbler, sprang auf einen der Felsen, um gut gesehen zu werden: „Tun wir, was er sagt. Das sollte für uns einfach sein. Die Gewöhnlichen können es mit uns nicht aufnehmen und diese haben uns nie interessiert.“ Gemurmel machte sich breit. Wütend brüllte Satan über sie hinweg: „Soll ich euch erst meine Macht demonstrieren?“ Alle erinnerten sich an seine letzte Machtdemonstration und wollten das definitiv nicht wiederholen. So machten sie sich erneut auf den Weg in die Welt der Lebenden, aber dieses Mal, um Satans Befehl folge zu leisten.

Die gewöhnlichen Sterblichen waren für sie keine Gegner. Angsterfüllte Gesichter blickten ihnen entgegen, als Falx, Verentia und Metos mit einigen anderen Dämonen eine Stadt betraten. Die Stadt war mit einfachen Häusern in grau oder braunen Farbtönen und Dächern aus Stroh oder Holz schon einer der modernen Orte dieser Zeit. Die Wände waren aus Lehm und Gestein und gehörten somit zu den stabileren Bauten. Nichts gegen die Tempel, aber hier lebten einfache Leute. Die Mütter zogen erschrocken ihre Kinder zurück ins Haus oder in ihre Arme, während die Anspannung unter allen stieg. Dämonen kamen normalerweise nicht in die Stadt oder in ein Dorf. Höchstens Blutdämonen, um sich zu nähren und die waren bereits äußerst unbeliebt unter den Sterblichen. „Ergebt euch gleich, ihr seid jetzt die treuen Untertanen des Fürsten der Finsternis, dem neuen Herrscher dieser Welt“, verkündete Falx so gelangweilt, dass die Leute unsicher zu ihm blickten und darauf warteten, dass er hinzufügte alles wäre zur ein Scherz. Jedoch folgte von ihm keine weitere Reaktion und auch die anderen Dämonen taten nichts dergleichen. Einer der Männer packte nun nach einer Mistgabel und rannte schreiend auf die Dämonen zu. Verentia packte die Mistgabel, entriss sie ihm mit einem Ruck und brach sie in zwei. Währenddessen packte Metos den Mann, zog ihn zurück, hob ihn hoch, als wäre er nur ein Kind und warf ihn ein paar Meter. Sie hätten ihn mit Leichtigkeit töten können, aber das hatte absolut nichts mehr mit Stolz zu tun. Das was sie dort taten, war absolut feige und unehrenhaft. Zudem schien es einen bitteren Geschmack zu hinterlassen. Keiner der Leute rührte sich dem armen Mann zu helfen, der nun am Boden lag. Angsterfüllte Gesichter blickten in die unergründlichen, roten Augen der Dämonen. Sie alle wussten, dass sie keine Chance hatten.

1Gargoyle gehören zu den Dämonen. Es ist eine spezielle Fähigkeit. Nach diesen Fähigkeiten unterscheidet man die Dämonenarten.
2Scheusal
3Was ich nicht ändern kann, nehme ich geduldig an.
4Glaube mir…
5Meine Schuld. Meine übergroße Schuld.
6Gutartigkeit und Dummheit sind Gefährten
7Wer wagt, gewinnt.
8Ein ausgestorbenes Wesen, dem man nachsagte bevorzugt Blutdämonen zu fressen.
9Wenn auch die Kräfte fehlen, der Wille ist dennoch zu loben!
10So ist es!
11 Auf Wiedersehen.
12“Zur Sache!“
13Hartes breche ich durch Geduld.
14„Das Schicksal geht seinen Weg.“
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Beitrag von Schmusekatze Do 02 März 2017, 12:15

Ich habe wegen Zeitmangel nur das erste Kapitel gelesen. Es gefällt mir sehr gut :-)
Das zweite Kapitel werde ich auch noch lesen. daumenhoch
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Beitrag von Luna42 Do 02 März 2017, 16:47

Vielen Dank für das Lob! Und weiterhin viel Spaß beim Lesen^^
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Beitrag von Luna42 Mi 08 Jul 2020, 16:48

Kapitel 3 - Die Magie des Lichts und der Finsternis

"Papa! Sieh mal, was ich gebastelt habe“, rief die kleine sechsjährige Tochter von Candidus, einem weißen Wolf mit dunkelblauen Augen. Er trug ein abgetragenes Hemd und eine braune Lederhose sowie ein paar braune Lederschuhe, bei denen sich schon wieder eine Naht gelöst hatte. „Es ist wunderschön“, antwortete er, nachdem er das Gebilde aus Stöcken, Schnüren und Blumen betrachtete, dass seine Tochter dort zusammen gebastelt hatte. Es ähnelte einem Windspiel, nur das dieses keine Geräusche im Wind machen würde. Sie strahlte über das ganze Gesicht und war sehr stolz auf ihre Arbeit. „Sag Mama, dass ich hier bald fertig bin und wir dann essen können“, fügte Candidus nun noch hinzu. Er musste das Feld neu bestellen, damit auch für die kommenden Monate wieder genug zu essen vorhanden war. Mit seiner Arbeit war er fast schon fertig. Nur noch die letzten Samen mussten in die Erde. Seine kleine Tochter rannte sofort los, um ihrer Mutter die Nachricht zu überbringen. „Das mache ich“, rief sie noch im Rennen ihrem Vater zu. Candidus lebte mit seiner Frau, seiner sechsjährigen Tochter und seinem dreijährigen Sohn in einem kleinen Dorf namens Civitas. Die Häuser waren aus Lehm, Holz oder Stroh gebaut. Die Straßen nur aus Erde, wo immer wieder einzelne Löcher entstanden und zugeschüttet werden mussten. Fast jede Familie besaß ihr eigenes Feld. Als Candidus mit seiner Arbeit fertig war, ging er zu einer ihrer hölzernen Wassertonnen und schöpfte mit einem Tonkrug Wasser daraus, dass er sich über die Hände schüttete, um diese damit zu reinigen. Danach trocknete er sie mit einem Tuch ab und ging ins Haus. Sofort rannte sein kleiner Sohn auf ihn zu und wollte hoch gehoben werden. „Wen haben wir denn da?“, fragte er ihn, als er ihn hoch nahm und in hinauf in die Luft riss, „Wenn das nicht mein kleiner Liebling ist.“ Der kleine strahlte und lachte: „Papa! Papa, mach das nochmal!“ Candidus hielt mit einem Mal inne und ließ den Kleinen wieder herunter auf den Boden. Durch das Fenster konnte er erkennen, dass zwei Gestalten näher kamen und auch wenn sie langsam näher kamen, konnte er bereits ihre roten Augen erkennen. Oft hatte er schon den rotäugigen Wesen gehört, den Dämonen, aber gesehen hatte er sie noch nie. Man sagte, dass sie nachts in die Städte und Dörfer kamen und den Leuten das Blut aussaugten. Mit sanften Blick sah er zu seinem kleinen Sohn: „Papa ist gleich wieder da.“ Dann ging er nach draußen. Seine Frau begab sich zum Fenster und blickte nach draußen, um dem Geschehen zu folgen. Wer waren diese Leute, die dort kamen? Candidus lief den beiden Fremden entgegen: „Seit gegrüßt, was kann ich für euch tun?“ Die beiden Gestalten blieben vor ihm stehen: „Ab sofort herrscht der Fürst der Finsternis über diese Welt. Mach keinen Ärger und brav das, was verlangt wird.“ Sofort war Candidus klar, dass er gegen die beiden überhaupt nichts ausrichten konnte. Nicht nur weil es Dämonen waren, sondern auch rein vom Körperbau der beiden. Sie waren sehr muskulös und durch trainiert, während er nur ein einfacher Bauer war. Dennoch verstand er ihr Anliegen nicht wirklich: „Entschuldigt die Frage, aber wer ist denn dieser Fürst und was genau bedeutet das? Was ist mit dem Dorfältesten oder mit unserem König?“ Einer der Dämonen packte ihm am Kragen und knurrte wütend: „Du solltest es einfach akzeptieren, sonst bringen wir dich hinab in die Hölle und glaube mir, das ist kein Ort an dem du sein möchtest.“ „Bei allen Göttern, lasst mich bitte los“, forderte Candidus sie erschrocken auf. Aus dem Dorf hörte man Schreie, was Candidus nur noch mehr klar machte, dass die Situation aussichtslos war. Der Dämon löste den Griff von Candidus und gab ihm einen Schubs, dass dieser zu Boden fiel. Grelles Licht erhob sich am Himmel für einen kurzen Moment. Jeder unterhalb wurde dazu gezwungen seine Augen zu schützen, ehe es sich aufzuteilen schien. Geflügelte Lichtwesen glitten hinab, Gabriels Engel und sandten kleine Lichtwesen aus, gerade so groß wie eine Hand. Im ersten Augenblick erschienen sie wie Kugeln, die sich ihren Weg nach unten bahnten, doch bei näherem Betrachten erkannte man, dass es kleine Wesen waren. „Was ist das denn?“, rief der eine Dämon und blickte verwundert nach oben. Die ersten kleinen Lichtgestalten schießen in den Boden hinein, nahmen statt dem Licht die Erde als Element an und flogen auf die Dämonen zu. Die Wucht traf den ersten Dämon in den Magen, schleuderte ihn zurück und warf ihn zu Boden. Der andere geriet ins Straucheln, als ihn eines der Wesen am Bein traf, zwei weitere an Schulter und Kopf, sodass er ebenfalls rücklings hart zu Boden fiel: „Verdammt!“ Beide rappelten sich schnell wieder auf, wurden jedoch weiter angegriffen. Candidus stand langsam auf und schickte ein aufrichtiges Danke zum Himmeln hinauf: „Wer auch immer ihr seid, ich danke euch aus tiefsten Herzen. Ich stehe in eurer Schuld.“ Auch vom Dorf aus sah man die kleinen Lichter herumschwirren und sie waren nicht nur dort sondern an vielen Orten der Welt, um den gewöhnlichen Sterblichen gegen die Dämonen zu helfen. Candidus erwartete keine Antwort, dennoch erschien vor ihm aus grellem Licht eine weitere Gestalt. Als das Licht nachließ, stand vor ihm eine weiße Fledermaus im Priestergewandt, der Erzengel Gabriel. „Wenn du willst, kannst du deine Schuld begleichen“, begann Gabriel in ruhigem Tonfall zu ihm zu sprechen, „Und gleichzeitig deine Familie, deine Freunde und vielen auf dieser Welt helfen.“ Wie bei einem König verneigte sich Candidus dankbar: „Was könnte ich tun? Ich bin nur ein einfacher Bauer.“ Gabriel blickte einen Moment den beiden Dämonen hinterher, die Richtung Dorf rannten. Dabei wurden sie weiterhin von den kleinen Lichtwesen angegriffen, die sie versuchten weg zu schlagen. Dann wand er seinen Blick wieder Candidus zu: „Ich gebe dir die Magie des Lichts und du wirst einer meiner Magier. Mit dieser Kraft kannst du kämpfen, schützen und heilen, jedoch darfst du sie niemals aus Hass oder Habgier benutzen. Bist du einverstanden?“ Candidus nickte ohne groß darüber nachzudenken: „Ich will helfen und meine Familie verteidigen können. Meine Kinder sollen ohne Angst aufwachsen und die Kinder der anderen Familien auch.“ Gabriel hob seine Hand, wodurch um Candidus gesamten Körper eine Aura aus Licht erschien. Sie fühlte sich warm an, voller Liebe und Glückseligkeit. Langsam verschwand diese in Candidus Körper und alles schien vollkommen normal. Verwundert blickte Candidus an sich herunter: „Wie kann ich diese Kraft nutzen und verratet ihr mir euren Namen?“ „Ich bin Gabriel, der Fürst des Lichts. Spüre die Kraft in dir, lass das Gefühl  durch schöne Gedanken verstärken und benutze sie um zu schützen. Alles andere wirst du dann sehen. Ich muss weiter, aber du wirst schon bald sehen, dass du nicht allein bist.“ In grellem Licht verschwand er, genauso wie er gekommen war. Eine leichte Frühlingsbrise erinnerte daran, wo er zuvor gestanden hatte, sowie die letzte Feder, die sich im Licht auflöste. Da Candidus unmöglich alleine gegen alle Dämonen bestehen konnte, verlieh Gabriel weiteren Personen in Civitas und auch in anderen Dörfern und Städten die Magie des Lichtes. Dennoch waren die Dämonen eine große Gefahr für sie. Dämonen hatten neben ihrer Magie sehr viel schläfere Sinne und körperliche Kraft.

„Papa, das ist wunderschön“, bemerkte Candidus‘ Tochter. Dieser saß vor seinem Haus auf einem Holzstuhl und ließ eine kleine leuchtende Kugel schweben: „Da hast du recht. Ich hoffe, dass sie uns auch schützen kann.“ Zwei Tage war es her seitdem er seine Kräfte erhalten hatte. Niemand konnte sagen, wann die Dämonen zurückkommen würden. Er hatte sich mit einigen anderen Bewohnern ausgetauscht, die ebenfalls eine Begegnung mit Gabriel hatten. Sie mussten schnell lernen, sonst würde ihnen all die Magie nichts bringen. Zudem hatte Candidus dafür gesorgt, dass Beobachtungsposten aufgestellt worden und Alarm geschlagen wurde, wenn die Dämonen zurückkehren würden. Sie waren alle nur einfache Bauern und das Kämpfen war ihnen bisher fremd gewesen. Es fühlte sich noch immer unwirklich für Candidus an, auch wenn er den Beweis dafür mit seinen eigenen Händen erzeugen konnte. Er ließ die leuchtende Kugel verschwinden und lächelte seine Tochter an, als sein Blick zum Dorf herüberging. Erst erleuchtete eine der Flammen, die als Warnsignal gedacht waren, dann auch die beiden anderen. Candidus stand auf: „Geh ins Haus und bleib dort bei deiner Mutter und deinem Bruder. Ich bin bald zurück.“ Das Mädchen nickte leicht und drückte die Hand ihres Vaters: „Du bist stark, Papa. Das weiß ich sicher.“ Dann ging sie ins Haus, so wie ihr Vater es ihr aufgetragen hatte. Candidus selbst lief erst schnellen Schrittes los über seine Felder, ehe er rannte, um noch rechtzeitig im Dorf anzukommen. Als Candidus zwischen den Häusern zum Marktplatz lief, sah er bereits die Dämonen, die mit Feuerbällen auf die Bewohner schossen. Eine Gruppe aus fünf Lichtmagiern hatte sich zusammengetan, um mit magischen Schutzschilden die Feuerbälle abzufangen, was sich als schwieriger erwies, als gedacht. Weitere schossen mit Kugeln aus Licht auf die Dämonen, was sichtlich schmerzte, aber die Dämonen auch noch wütender machte. Candidus zögerte nicht und schoss ebenfalls mit Lichtkugeln auf die angreifenden Dämonen: „Verschwindet hier! Lasst uns in Ruhe leben!“ Einer der Dämonen wand sich knurrend um, streckte seine Hand aus und eines der Häuser begann lichterloh zu brennen. „Löscht das Feuer!“ Hörte man jemanden rufen. Die Dorfbewohner ohne magische Kräfte holten Wasser und versuchten mit Eimern den Brand zu löschen oder zumindest soweit einzudämmen, dass er nicht auf die naheliegenden Häuser überging. Candidus selbst schoss weiter mit Lichtkugeln auf die Dämonen, inzwischen mit mehr Nachdruck. Sie mussten verschwinden, bevor noch mehr geschah. Immer wieder musste er auch an seine Familie denken. Wenn es ihnen nicht gelang, was würde aus ihnen werden!? Seine beiden Kinder hatten noch ihr ganzes Leben vor sich und das vielleicht als Untertanen von Dämonen und ihrem Herrscher!? Das konnte und wollte er nicht zulassen. Er würde kämpfen und er würde siegen. Einer der Dämonen kam ihm gefährlich nahe und holte bereits zum Faustschlag aus, als ein weiterer Magier ihn mit einem Schutzschild schützte. Erleichtert blickte Candidus zu seinem Retter: „Danke.“ Der andere Magier nickte ihm zu. Die Faust des Dämons war an dem magischen Schutzschild abgeprallt. Knurrend schlug er weitere Male zu. Erfolglos. Candidus blickte sich um. So konnte es nicht weitergehen. Zwar schafften sie sich einiger maßen zu verteidigen, aber sie waren nicht stark genug um gegen die Dämonen zu bestehen. Sein Blick ging hoch zum Himmel: „Gabriel, wir sind sehr dankbar. Doch wir schaffen es nicht alleine. Bitte, nur ein kleines Wunder. Hilf uns.“ Der andere Magier schüttelte den Kopf und konzentrierte sich weiter auf das Schutzschild, welches den vor Wut tobenden Dämon ihnen vom Leib hielt: „Ich denke nicht, dass er kommen wird. Er gab uns die Kräfte und jetzt müssen wir selbst sehen.“ „Ich glaube an ihn!“, sagte Candidus bestimmt, „Und ich vertraue Gabriel. Er ist der Fürst des Lichts und wird das Licht des Lebens bewahren.“ Erst war es nur ein vereinzeltes Leuchten, doch dann kamen immer mehr Lichtgestalten vom Himmel hinab – die Engel -. Diese schickten ihre Lichtelfen los, die mit rasender Geschwindigkeit zum Boden sausten. Die meisten von ihnen tauchten in den Boden ein und nahmen das Element der Erde an. Für die Sterblichen war es nicht möglich tatsächlich zu erkennen, dass in diesen Lichtkugeln eine kleine Gestalt verborgen war. Selbst als sie das Element annahmen mischte sich das Licht mit der Erde und lediglich das rot-bräunliche Leuchten verriet, dass sie das Element der Erde angenommen hatten. Kaum dass sie den Boden berührt hatten zischten sie auch schon auf die Dämonen zu und trafen diese mit voller Wucht. Für die Dämonen fühlte es sich an, als hätte jemand mit unglaublicher Stärke einen Stein nach ihnen geworfen. Was ihnen zwar nicht unbedingt viel ausmachte, aber die Menge der angreifenden Elfen, richtete dennoch ausreichend Schaden an. Zudem war es für die Dämonen fast unmöglich diese kleinen Wesen zu treffen. Sie versuchten nach ihnen zu schlagen und auch mit Feuerkugeln oder dunklen Magiekugeln zu attackieren. Nur vereinzelt gelang es ihnen. „Trefft diese kleinen Viecher doch mal“, rief einer von ihnen und bekam gleich die passende Antwort: „Ziel doch selbst besser.“ Die Magier unterstützten sie weiterhin, so dass die Dämonen langsam zurückgedrängt wurden.

Abseits des Kampfgeschehens hatte sich eine der Lichtelfen verirrt. Diese war statt in den Boden einzudringen und das Erdelement anzunehmen in eines der Windspiele an den Häusern eingedrungen. Das Licht breitete sich im ersten Moment aus, ehe es gänzlich verschwand. Am Boden saß ein Kind und wirkte wie etwa 5 Jahre alt. Ihr rotes, lockiges Haar ging ihr teilweise ins Gesicht und ihre rot-leuchtenden Augen hatten etwas Betörendes, aber auch gefährliches an sich. Langsam richtete sich das Mädchen auf und blickte in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Aus irgendeinem Grund war ihr klar, dass das Geschehen dort gefährlich war. Ihr weißes, hauchdünnes Kleid, welches eher einem Nachthemd glitt, verlor langsam auch seinen letzten schein und wurde grau. Instinktiv rannte sie mit ihren nackten Füßen los, fort von dem Kampf, raus aus dem Dorf und immer weiter. Wohin wusste sie nicht und auch nicht, dass sie einst eine Lichtelfe war.

Die ganze Hölle bebte, als Satan voller Wut seine Dämonen zurechtwies: „Ihr seid Versager! Dämonen, die nicht gegen ein paar Sterbliche ankommen! Eine so einfache Aufgabe und nicht einmal das bekommt ihr zustande!“ „Als wenn das unsere Schuld wäre. Wenn Gabriel sich mit seinen Lichtwesen nicht eingemischt hätte und den Sterblichen Lichtmagie gegeben hätte, dann wäre das ein Spaziergang gewesen. Kläre das mit ihm“, entgegnete Verentia, „Wie es mir scheint, seid ihr nicht einer Meinung.“ „Willst du dich mit mir anlegen?“ brüllte Satan sie wütend an, was die anderen Dämonen dazu brachte von Verentia Abstand zu nehmen. Nur Falx und Metos blieben an ihrer Seite. „Das hätte überhaupt keinen Sinn“, erklärte Verentia, „Denn schließlich habe ich bereits gegen dich verloren. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass der Fürst des Lichts wohl mit deinem Vorhaben nicht einverstanden ist und das nicht so einfach wird die Welt zu erobern.“ Satan schnaubte erbost. Wie auch die letzten Male hatte er sich auf das Dach seines Schlosses gestellt und hatte so alle Dämonen vor diesem im Blick. Fast alle der Dämonen waren bereits zurückgekehrt und auf positive Nachrichten von den übrigen wartete er gar nicht mehr. Gabriel steckte seine Nase in Angelegenheiten, die ihn nichts angingen. Wieso nur beschützte er diese nutzlosen Sterblichen!? Erzürnt verschwand er zurück in seinen Thronsaal und ließ sich dort auf seinem Thron nieder. Noch hatte er nicht viel darüber nachgedacht, aber sein Kopf schien bereits zu schmerzen. Er musste sich etwas einfallen lassen, die Frage war nur ‚was?‘

Klirrend fiel der Sack zu Boden, ehe eine dunkle Gestalt ihm aus dem Fenster folgte und diesen wieder aufhob. Es war eines der wohlhabenderen Häuser in der Stadt Locus und Perniger war sich dessen sehr wohl bewusst. Der graue Luchs mit den schwarzen Fellflecken war sehr wohl bekannt und die wohlhabenden Leute hatten inzwischen so einiges geboten, um diesen dreisten Dieb zu fassen. Ihre Häuser waren zum Teil aus Lehm und zum Teil aus Gestein gebaut, teilweise auch aus Holz und hatten im Gegensatz zu den einfachen Lehmhütten schon etwas Edles an sich. Meistens wohnten dort Händler, die ihren Reichtum dem Ein- und Verkauf und Lebensmittel und anderen Waren finanzierten. Während die Bauern oftmals noch mit Äpfeln und Kartoffeln bezahlten, gab es unter den Händlern, Druiden und Gutsheeren bereits die ersten Bronzemünzen sowie das damit verbundene Gefühl von Reichtum und Macht. Perniger gehörte nicht zu diesen, war aber dennoch sehr reich. Er bestahl die wohlhabenden Leute und das nicht nur, um davon Lebensmittel zu kaufen. Die Münzen behielt er fast alle und hortete sie gut versteckt in einem Wald. Zwar musste er jedes Mal wieder die Kiste ausbuddeln und dann wieder verstecken, aber er war geradezu davon besessen seinen Schatz zu vergrößern. Außerdem sollten die gehobenen Leute spüren, wie es sich in der Armut lebte. Auch dieses Mal hatte er wieder alles Geld, dass er finden konnte, mitgehen lassen. Schnellen Schrittes entferne er sich von dem Haus, den Sack über die Schulter geworfen. Selbstzufrieden grinste er und begab sich auf den Weg Richtung Wald. Dabei blickte er sich immer mal wieder um, ob ihm denn auch niemand folgte. Es wäre eine Schande, wenn jemand sein Versteck finden würde und die ganze Beute stehlen würde. Ein Dieb sollte sich wirklich nicht beklauen lassen. Unter Pernigers Füßen knackte und raschelte es, während er sich jenseits der Trampelpfade durch den Wald bahnte. Dabei achtete er jedes Mal darauf, dass er nicht ständig denselben Weg nahm. Schließlich wollte er keinen Trampelpfad zu seinem Versteck schaffen. Das wäre ganz schön blöd. Immer wieder blickte er hinter sich und holte tief Luft, der Sack hatte ganz schön Gewicht. Erleichtert ließ er den Sack fallen, als er an besagter Stelle ankam. Den Spaten hatte er in einem der Büsche versteckt und holte diesen nun wieder zum Vorschein: „Fast geschafft. Das war ein wirklich guter Beutezug heute.“ Er grinste zufrieden in sich hinein und blickte auf die Stelle, an welcher er die Truhe vergaben hatte: „Auf geht’s.“

„Satan ist jetzt aber schon ewig weg“, stellte Metos fest, der mal wieder auf und ab lief, während Verentia ihn dabei beobachtete. Falx saß auf dem Boden und blickte zum Schloss: „Stört dich das etwa? Von mir aus, kann er für immer fortbleiben.“ „Wir können ja nachsehen gehen“, meinte Verentia beiläufig, „die Dämoninnen sind dazu übergegangen mit den Kindern im Schloss zu bleiben. So kommen sie hier nicht ins Gerangel. Satan selbst soll nach ihren Angaben nicht durchs Schloss laufen.“ Metos blickte sie verwundert an: „Wozu hat er denn so ein riesiges Schloss, wenn er sich da nicht aufhält?“ „Tut er ja, aber nur in seinem Thronsaal“, entgegnete sie, „Ich bin neugierig. Lasst uns nachsehen. Es bringt ja eh nichts hier nur zu warten, ob endlich mal was passiert.“ Zustimmend erhob sich Falx: „In Ordnung. Vielleicht bringen wir auch etwas in Erfahrung, was uns weiterhilft. Aktuell wüsste ich nicht, wie wir jemals wieder aus dieser Situation herauskommen.“ „Aussitzen“, meinte Verentia und erhob sich ebenfalls, „unsere Zeit wird kommen.“ Dann ging sie voraus zur Brücke, welche als einzige über den Lawafluss und hinein ins Schloss führte. Bisher waren sie nicht ein einziges Mal diesen Weg gegangen, aber nun war es an der Zeit das Schloss des Fürsten der Finsternis einmal unter die Lupe zu nehmen. Außerdem beschäftigte sie alle drei, was Satan die ganze Zeit machte. Metos blickte gedankenversunken in die Lava hinab, als sie die Brücke überschritten: „Ob Damon noch lebt? Zuletzt sah ich ihn mit Dimicatio auf eine Schlucht zu rennen.“ Was Verentia von Damon hielt, konnte man deutlich an ihrem Knurren hören. Schließlich hatte er die Gruppe angeführt und dazu aufgerufen das Licht zu zerstören: „Hoffentlich wurde er gefressen.“ „Das glaube ich nicht“, bemerkte Falx und folgte ihnen ins Schloss hinein. Sie betraten direkt eine große Halle, welche abgesehen von einigen Gängen auch ein weiteres großes Tor aufwies. Mit schnellen Schritten lief Verentia auf das Tor zu, welches weit offenstand und somit einen direkten Blick hinein erlaubte. Zu ihrer Verwunderung konnte sie rein gar nichts erkennen: „Also entweder ist dieser Raum schwarz in schwarz oder ich kann doch nicht so gut im Dunkeln sehen, wie gedacht.“ Ein Schnauben ertönte aus der Finsternis: „Zeigt gefälligst mehr Respekt. Wenn ihr schon herkommt, tretet ein und kniet nieder.“ Entschlossen schritt Verentia in den Thronsaal, eine bessere Möglichkeit herauszufinden, was Satan nun schon wieder ausheckte, gab es wohl nicht. Etwas widerwillig kniete sie sich nieder und blickte in diese unergründliche Finsternis. Es war wirklich nichts zu erkennen. Seltsamer Weise konnte sie in der ersten Hälfte des Saales gut sehen und dann kam die Finsternis, wie eine schwarze Mauer. Die anderen beiden folgten ihr hinein, knieten sich rechts und links neben sie nieder und blickten fragend zu Verentia. Räuspernd wand sie sich an Satan, der dort irgendwo sein musste: „Wie geht es nun weiter?“ Verächtliches Schnauben war zu hören, ehe sich Satans Stimme erhob: „Sprich mich gefälligst mit „mein Fürst“ an. Ihr seid meine Untertanten und habt mir Respekt zu zollen.“ „Fürst der Finsternis“, vernahm man nun von Falx, der seinen Blick ebenfalls suchend in die Finsternis gewandt hatte, „Seid so gut und klärt uns auf. Wenn ihr uns nicht mehr braucht, dann gehen wir.“ Man hörte wie etwas über Stein schabte, ehe Satan sich nun deutlich lauter an die drei wand: „Erobert die Städte und Dörfer, wie ich es euch befohlen hatte!“ „Ihr habt keine Ahnung, wie es weiter gehen soll oder?“ entgegnete Verentia wissend und setzte gleich fort, ehe Satan erneut etwas entgegnen konnte, „Tut es doch einfach Gabriel gleich. Was er kann, solltet ihr doch auch können oder?“ „Hinaus!“ befahl Satan ihnen nun lautstark und ziemlich verärgert. Die drei erhoben sich und gingen ruhigen Schrittes aus dem Thronsaal. Kaum hatten sie diesen verlassen, stieß Falx auch schon Verentia an: „Was sollte denn das?“ „Ist doch logisch“, entgegnete sie sogleich, „Wenn Satan auch die Sterblichen mit Magie ausstattet, bekämpfen die sich gegenseitig und wir können hier raus. Das ist doch kein Zustand für die Dämoninnen und Kinder. Mal davon abgesehen, meinst du doch sicher nicht wirklich hier dein Schicksal zu finden?“ „Non vero“*, knurrte Falx zwischen seinen Zähnen hervor, während Metos ihn fragend anblickte: „Ich denke mal, dass hieß nein?“ Seufzend lief Verentia in einen der Gänge des Schlosses. „Hey, wo willst du hin?“, rief Falx ihr hinterher, jedoch drehte sie sich nicht um und gab auch keine Antwort. Die beiden beschlossen ihr einfach zu folgen, denn in der Halle direkt vor Satans Thronsaal zu warten, schien auch keine gute Wahl zu sein. In den Gängen des Schlosses reihte sich Tür an Tür. Hier und da sah man ein paar junge Dämonen zwischen den Fluren rennen, ihre Mütter immer in der Nähe. Verentia hatte nicht vor sich hier ebenfalls ein Zimmer auszusuchen. Sie war eine Kriegerin, keine sich sorgende Mutter. Dennoch wollte sie sich ein Bild davon machen, wie die Dämoninnen zurzeit mit ihren Kindern lebten. Es wirkte fast schon friedlich, wäre da nicht die stickige Luft, die Asche, der Staub und die besorgten sowie wachsamen Blicke der Dämoninnen. „Niemand bildet im Moment den Nachwuchs aus“, bemerkte Metos, „kein Lehrmeister der ein Auge auf sie wirft. Auch wenn wir hier gefangen sind, dürften wir die nächste Generation nicht verkommen lassen.“ „Wir sollten warten“, erwiderte Falx nachdenklich, „die Dämoninnen haben sich bereits ins Schloss zurückgezogen. Auch die Dämonen werden sich beruhigen und anfangen das Beste daraus zu machen. Den Kindern wird nicht zu viel Zeit ihrer Ausbildung fehlen. Da bin ich mir sicher.“ „Haben wir einfach ein Auge drauf, dass die Dämoninnen und die Kinder nicht unter dieser Entwicklung leiden. Jedenfalls nicht mehr, als nötig“, fügte Verentia hinzu, während sie sich weiter umsah, „Bevor wir hier waren, hatte Satan nur seine Höllendämonen. Also hat er das Schloss so für seine Gefangenen eingerichtet?“ Falx lachte: „Sieht so aus. Ein Schloss für Dämonen. Was für ein Unsinn.“ „Du kriegst mich nicht, du kriegest nicht“, rief ein junger Dämon, der den Gang entlang gerannt kam. Hinter ihm rannte eine junge Dämonin her: „Das ist nicht fair. Lauf etwas langsamer.“ Der Junge grinste breit: „Mädchen sind eben viel zu langsam. Du wirst mich niemals einholen.“ Als der Junge an ihnen vorbeilief, ergriff Falx seinen Arm: „Zeige etwas mehr Respekt. Sie mag nicht so schnell sein, aber es ist später auch deine Aufgabe auf sie aufzupassen.“ Der Junge knurrte verärgert über Falx Reaktion: „Ganz bestimmt nicht. Ich such mir eine bessere Dämonin.“ Verwundert ließ Falx den Jungen los und ließ ihn davonrennen. Das Mädchen blieb bei ihnen stehen und lächelte: „Vielen Dank, aber das ist schon ok. Er ist immer so.“ Sie lief dann in die entgegengesetzte Richtung: „Ich weiß, wo ich ihn abfangen kann.“ Ein Seufzen war von Metos zu hören, der sich dabei mit zwei Fingern die Stirn rieb: „Würde sich ein Lehrmeister um ihn kümmern, dann käme niemals so ein Satz aus seinem Mund. Wir sollten mit den anderen sprechen.“ Falx knurrte daraufhin hörbar, die Verbitterung war regelrecht zu spüren: „Das ist alles Satans Schuld. Wenn er so verdammt mächtig ist, warum bewegt er sich nicht selbst und kümmert sich um die Eroberung der Welt. Soll er sich mit Gabriel gegenseitig die Schädel einschlagen.“ „Ich weiß nicht, ob das viel besser wäre“, fügte Verentia nachdenklich hinzu, „schließlich leben wir alle in dieser einen Welt. Wir können nur hoffen, dass Satan das Interesse an uns verliert und vielleicht seine eigenen Magier erschafft. Neue Krieger für seinen irrsinnigen Plan.“

Nachdenklich blickte Falx zum Schloss, dabei hatte er die Arme verschränkt und schon eine Weile geschwiegen: „Ich glaube nicht, dass Satan seinen Vorschlag noch umsetzen wird, es ist jetzt schon mehr als einen Tag her.“ „Schade“, entgegnete Verentia knapp, „ich hätte ihm schon ein paar Leute besorgt. Schließlich führen dann andere diesen Kampf mit Gabriel. Vermutlich ist er einfach zu stolz einen Vorschlag von seinen Gefangenen anzunehmen.“ „Meint ihr, dass Satan sich da im Dunkeln versteckt, weil er so seltsam aussieht?“, meinte Metos Gedanken versunken, „Selbst wir konnten ihn nicht sehen, dabei ist dunkle Magie unser Element.“ Die anderen beiden blicken ihn verwundert an. „Du bist lustig. Als hätten wir nichts Besseres zu tun“, entgegnete Verentia, „Wir haben keine Chance gegen ihn und beeinflussen können wir ihn scheinbar auch nicht. Wir können nur warten.“ Die Blicke der drei trafen sich, während die Stimme des Fürsten der Finsternis sich in ihren Köpfen erhob: „Kommt sofort in den Thronsaal.“ Verentia lief sogleich los: „Beeilen wir uns, vielleicht hat er meinen Vorschlag doch angenommen.“ „Er hat trotzdem nichts in unseren Köpfen zu suchen“, eilte Falx ihr hinterher, während Metos sich mit einer Hand die Stirn rieb, ehe er ihnen folgte. Ohne zurück zu blicken, überquerte Verentia die Brücke und betrat die Eingangshalle des Schlosses. Neben ihr her lief Falx, welcher ein eher ungutes Gefühl hatte: „Wir sollten vorsichtig sein. Ich traue ihm nicht.“ „Das tut niemand“, pflichtete sie ihm bei und betrat den Thronsaal. Auch wenn Satan nicht zu sehen war, nagte die Gewissheit an ihnen, dass er irgendwo in dieser Finsternis verborgen war. Keiner von ihnen würde einen Angriff auch nur erahnen können. Wie auch am Tag zuvor kniete Verentia sich nieder. Dieses geschah nicht aus Respekt oder Ehrfurcht, sondern lediglich um Satan in Sicherheit zu wiegen. Sie mussten dieses Spiel mitspielen, um Satans Vertrauen und damit auch seine Schwächen kennen zu lernen. Falx tat es Verentia gleich, obwohl er Satan am liebsten aufgefressen hätte. Etwas verzögert betrat auch Metos den Raum, wobei er seinen Blick suchend in die Finsternis richtete. Schweigend nahm er seinen Platz neben Falx ein und wartete ab. „Fürst?“, begann Verentia, „Ihr habt nach uns verlangt?“ Ein Schnauben war aus der Finsternis zu hören, welches schwer einzuordnen war: „Du hattest vorgeschlagen es Gabriel gleich zu tun.“ Fast hätte sie leise darüber gelacht, jedoch unterdrückte sie das. Ihn jetzt zu verärgern, wäre sehr unklug. „Ja, das habe ich. Fürst. Er gab den Sterblichen Magie. Dann solltet ihr das doch auch können“, schlug sie ihm erneut vor, „Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.“ „Holt mir einen Sterblichen“, befahl Satan, „Aber es muss jemand sein, der es freiwillig tut.“ Augenverdrehend blickte Falx zu Verentia, welche den Blick aber nicht erwiderte: „Ich denke nicht, dass das jemand freiwillig tut. Dennoch… soweit ich weiß, lassen sich die Sterblichen für ihre Arbeit bezahlen. Habt ihr vielleicht etwas mit dem ihr sie bezahlen könntet?“ Es folgte Schweigen. Die drei warteten ab, ob noch irgendeine Reaktion von ihm kommen würde. Vorsichtig stieß Metos seinen Kameraden an, der aber nur die Schultern zuckte. Satans düsterere Stimme erhob sich wieder: „Bietet ihm einen Wunsch an. Ich werde ihn erfüllen.“ „Einen Wunsch? In Ordnung. Wir bringen euch einen Sterblichen mit einem Wunsch, der euch dienen will“, führte Verentia etwas verwundert aus und erhob sich, „Wir sind bald zurück.“ Die anderen beiden erhoben sich auch und verließen mit ihr zusammen den Thronsaal.

Schützend hielt sich Falx den Arm vor die Augen, um dem grellen Sonnenlicht zu entgehen: „Es ist ja Tag.“ Die Dämonen verloren immer mehr ihr Zeitgefühl, da in der Hölle immer die gleichen Lichtverhältnisse galten, nämlich so gut wie gar keine. Ängstliche Blicke trafen die drei Dämonen, da sie in Mitten der Stadt Locus aus schwarzem Feuer aufgetaucht waren. Einige Male musste Verentia blinzeln, um ihre Augen an das Tageslicht zu gewöhnen: „Ich würde sagen, dass wir uns erstmal umschauen.“ Genervt von der Helligkeit, blickte Metos zu Boden: „Dein Plan ist wohl doch nicht ganz durchdacht. Zwar hat Satan nun zugestimmt, jedoch wird keiner hier uns mit offenen Armen empfangen.“ „Abwarten“, meinte Verentia selbstsicher, „Es gibt bei Dämonen die untersten Ränge und bei Sterblichen gibt es die auch. Nur in etwas anderer Form.“ Ein Grinsen huschte über Falx‘ Gesicht: „Und was wollen die Schwächeren? Macht! Da ist ein Wunsch doch genau das Richtige.“ Die Straße wurde langsam immer leerer. Die Gewöhnlichen schlichen regelrecht in ihre Häuser und versuchten dabei die Türen möglichst geräuschlos zu schließen. Nichts, was das Gehör eines Dämons nicht wahrnehmen würde. Schnuppernd drehte sich Metos herum: „Meint ihr, dass hier auch Lichtmagier leben?“ Lachend klopfte Falx ihm auf die Schultern: „Wie meinst du riecht Licht?“ „Satan stinkt nach Asche und Tod“, entgegnete er, „Oder es ist die Hölle selbst. Es riecht einfach alles nach Asche.“ „Los kommt“, befahl Verentia den beiden, „Wenn das klappt, hat Satan andere Wesen, die er tyrannisieren kann.“ „Ich bin immer noch der Meinung, dass das niemand freiwillig machen wird“, entgegnete Metos während er die Hände hinter den Kopf legte, „und selbst wenn doch, sie sind nicht unsterblich.“ „Aber sie könnten es sich wünschen“, überlegte Falx laut, „vielleicht kann Satan das.“ Ein verzücktes Grinsen machte sich über Verentias Lippen breit: „Dann schlagen wir ihnen das doch vor. Einen Versuch ist es wert.“ Sie bogen in eine der Seitenstraßen ein, wo Verentia auf Mittellose oder Kriminelle hoffte. Diese würden sich noch am ehesten zu so einem Dienst für den Fürsten der Finsternis überreden lassen. Zu ihrem Glück versuchte gerade Perniger einen Teil seiner Schmuckbeute an jemanden zu verkaufen, um an mehr Geldmünzen zu kommen: „Das ist ein echter Saphir in dem Ring. Den verkaufe ich nicht für so einen läppischen Preis.“ „Du kannst ja viel erzählen. Woher soll ich wissen, dass das Ding echt ist. Er könnte genauso gut nur nachgemacht sein“, erwiderte sein Gesprächspartner, welcher selbst nicht gerade wohlhabend wirkte. Ohne große Umschweife ging Verentia auf die beiden zu: „Ich wüsste, wo ihr was viel Wertvolleres herbekommt, als das.“ Die beiden Köpfe drehten sich zu ihr um, während der andere geradezu ängstlich wirkte, machte sich bei Perniger ein sichtliches Interesse breit: „Und was genau sollte das sein? Ein Diamant oder Gold?“ „Ein Wunsch“, kam Falx dazu und zog Perniger freundschaftlich an der Schulter zu sich, „Es könnte alles sein, vielleicht sogar die Unsterblichkeit.“ „Alles?“, hinterfragte Perniger noch einmal, „Ich wüsste da schon was, aber was kostet mich das? Das macht ihr doch nicht umsonst.“ Verentia konzentrierte sich nun ganz auf Perniger, da der andere wohl eher demnächst in Ohnmacht fallen würde: „Wir gar nicht, denn Satan schickt uns. Der Fürst der Finsternis. Er will dafür deine Dienste, dass du für ihn kämpfst und dazu gibt’s gleich noch ein paar magische Kräfte. So in etwa wie die Lichtmagier. Davon hast du doch sicher gehört?“ Der Dieb steckte seinen Ring wieder in die Hosentasche, wodurch man ein leises Klimpern wahrnehmen konnte: „Ich bin dabei, sofern ich alles, was ich an Wertsachen währenddessen erbeute, behalten darf.“ Schulterklopfend bestätigte Falx das: „Du kannst dir von mir aus auch alle Kleider deiner Gegner stehlen. Den Fürsten interessiert nur, dass er die Sterblichen unterwerfen kann.“ „Bringt mich zu ihm“, forderte Perniger sie nun auf, „er kann herrschen, solange ich meine Schätze habe.“ Die drei Dämonen verschwanden mit Perniger in schwarzen Flammen und tauchten in der Hölle direkt vor dem Schloss wieder auf. Schon nach den ersten Atemzügen begann Perniger heftig zu husten und blickte sich angestrengt um: „Hier müsste mal wer putzen und warum ist es hier so heiß?“ Die Frage erübrigte sich, als er den Lavafluss hinter sich bemerkte: „Schon gut, ich…“ Sanft gab Verentia ihm einen kleinen Schubs in Richtung des Einganges: „Hier entlang. Der Fürst wartet nicht gerne.“ Die Dunkelheit überall irritierte Perniger ebenfalls, aber neben der Asche, dem Staub und der Hitze war das eher nebensächlich: „Immer mit der Ruhe.“ Kaum betrat er die Eingangshalle übernahm Verentia die Führung zum Thronsaal: „Du willst doch sicher das Beste aushandeln. Da sollte man ihn nicht warten lassen.“ Etwas zögerlich folgte Perniger ihr, zurück konnte er eh nicht mehr. Die anderen beiden Dämonen waren ihm dicht auf den Fersen, sodass er langsam das Gefühl bekam in der Falle zu sitzen. Ein Kloß machte sich in seinem Hals breit, als er direkt nach Verentia den Thronsaal betrat. Elegant kniete sie sich nieder: „Fürst, wir haben euch jemanden mitgebracht, der gerne das Angebot des Wunsches gegen seine Dienste annehmen würde.“ Irritiert blickte Perniger in die Finsternis, die nichts als Schwärze widerspiegelte. Falx sowie Metos nahmen nun auch ihren Platz neben Verentia ein, um ihre Unterwürfigkeit zu zeigen. „Nenne deinen Namen“, forderte Satan ihn auf, „und deinen Wunsch.“ Die düstere Stimme des Fürsten ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen: „Ich? Perniger, man sagte mir, ich könnte mir alles wünschen. Mein Wunsch ist unendlicher Reichtum.“ Erneut erhob sich die Stimme aus der Finsternis: „Ich gebe dir unendlichen Reichtum und die dunkle Magie, im Austausch dafür wirst du bis an dein Lebensende mein Diener sein. Einverstanden?“ „Einverstanden“, rief Perniger sofort heraus, er konnte sein Glück kaum fassen. Soviel Geld wie er wollte, dafür war er auch bereit zu arbeiten. Eine schwarze Aura umgab Perniger plötzlich, ehe diese scheinbar in seinem Körper verschwand. Verwundert blickte er an sich hinab: „War’s das? Wo ist mein Reichtum?“ Ein Schnauben war aus der Finsternis zu hören: „Fass in deine Taschen und wiederhole es.“ Zögerlich steckte Perniger seine Hand in seine Hosentasche, die wie aus dem Nichts sich mit Münzen füllte. Als er die Hand mit den Münzen heraus zog, hatte er jede Menge Gold in der Hand. Überglücklich wollte er die Münzen in die andere Tasche stecken, konnte dieses dennoch nicht. Sofort war auch die andere Tasche voller Münzen, kaum hatte er versucht die Hand hinein zu stecken: „Das ist unglaublich.“ „Macht ihn kampffähig“, befahl Satan den drei anwesenden Dämonen, „ich brauche eine starke Armee.“

*“Keinesfalls“
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Beitrag von Luna42 Mo 13 Jul 2020, 14:34

Kapitel 4 - Das Krächzen der Hoffnung

Einige Wochen waren vergangen seit der erste dunkle Magier erschaffen wurde. Inzwischen hatte Satan die Dämonen ausgesandt, um mehr Sterbliche für diese Zwecke in die Hölle zu holen. Einige hundert waren zusammengekommen, welche von den Dämonen in der Kunst der dunklen Magie unterrichtet wurden. Dabei waren die Wünsche der Sterblichen ganz unterschiedlich gewesen: Von Reichtum, Gesundheit, Unsterblichkeit bis hin zu Rachegelüsten, Frauen und Länderreihen. „Endlich frische Luft“, sprach Perniger zu sich selbst und klopfte sich Staub und Asche aus Fell sowie Kleidung. Nur einige Stunden hatte er immer Zeit sich außerhalb der Hölle zu stärken und auszuruhen, dann würde er zurück gehen, um sein Training fortzusetzen. Das Teleportieren war eines der Dinge, die ihm am meisten Spaß machten, neben dem Geld anhäufen und ausgeben. Soviel hatte er von der Welt zuvor niemals sehen können, aber jetzt stand ihm alles offen. Da er sich nicht so gut auskannte, war es ihm auch schon einige Male passiert, dass er mitten in einem See auftauchte, auf einem hohen Berg oder sogar im Haus eines Fremden. Inzwischen hatte er sich einen kleinen Beutel zugelegt, den er an seiner Hose trug, dort lagerte er seine Goldmünzen zwischen. Schmerzhaft streckte sich Perniger und kniff dabei etwas die Augen zu: „Das sind Sklaventreiber, aber erst mal was essen.“ In dieser Gegend kannte er sich bereits aus und lief direkt in die Stadt, welche vor ihm lag. Die Häuser hatten einige Schäden, welche vermutlich noch von den Kämpfen mit den Dämonen stammten. Dennoch war es ein gemütlicher Ort, an dem viele Leute lebten und es auch ein tolles Gasthaus gab. Indem er fast täglich aß, Wein trank und seinen Magen mit den teuersten Speisen füllte. Fröhlich pfeifend lief er die Straßen entlang, dabei kam er hier und da an Verkaufsständen vorbei. Obwohl er sich alles was er wollte kaufen könnte, schnappte er sich einen Apfel und biss ein Stück weiter genussvoll hinein: „So gefällt mir das. Schönster Sonnenschein, ich kann alles haben was ich will und niemand kann mich mehr aufhalten.“

Geschickt drehte Perniger den Dolch in seiner Hand und ignorierte den genervten Blick von Falx, welcher ihm gegenüberstand: „Du sollst damit nicht rumspielen, sondern den Stein dort treffen.“ Eigentlich hatte Perniger überhaupt keine Lust dazu, denn mit Dolchen und Messern hatte er schon vorher umzugehen gewusst. Nur weil der Dolch jetzt auch dunkler Magie erschaffen worden war, hieß das nicht, dass es sich völlig anders nutzte. Ein Dolch war ein Dolch. Amüsiert warf Perniger auf den gezeigten Stein: „Zufrieden?“ „Du musst mit mehr Kraft werfen“, ermahnte ihn Falx erneut, „Wenn du den Dolch weit ins Fleisch eindringen lässt, ist dein Gegner schwer beeinträchtigt oder im besten Fall tot.“ „Es ist Zeit die Welt der Lebenden zu erobern“, ertönte Satans düstere Stimme vom Dach seines Schlosses. Wie viele andere, hatte Falx gar nicht bemerkt, dass er dort oben aufgetaucht war. „Geht und erobert die Städte und Dörfer!“, befahlt er ihnen, „Und vernichtet die Lichtmagier!“ Die Dämonen verschwanden Stück für Stück gemeinsam mit den neuen Dunkelmagiern in schwarzem Feuer, um den Befehl des Fürsten auszuführen. Perniger blickte sich um, kaum dass sie vor der Stadt aufgetaucht waren. Es war eine ganz beachtliche Armee, sodass es ein leichtes sein sollte die Stadt zu erobern. „Ergebt euch gleich oder wir zerstören euer Heim, nehmen all euren Reichtum und euer Blut gehört den Dämonen“, verkündigte er sogleich, sich der Überlegenheit sicher. Genervt blickte Falx zu ihm: „Deine Grundkenntnisse über Dämonen müssen wir mal auffrischen. Nicht alle Dämonen trinken Blut.“ Viele der Bewohner versteckten sich in ihren Häusern und verschlossen Türen sowie Fenster. Statt aufzugeben, stellte sich ihnen eine größere Gruppe Männer und Frauen entgegen: „Verschwindet! Wir werden euch unsere Heimat nicht überlassen.“ Murrend blickte Metos zu ihren Gegnern und dann zu Verentia: „Lassen wir die Dunklen Magier zuerst kämpfen. Dann sehen wir direkt, ob der Aufwand sich überhaupt gelohnt hat.“ Da Verentia sowieso niemals selbst kämpfte, wenn es nicht gerade der Mühe wert war, hatte sie gegen Metos‘ Vorschlag nichts einzuwenden: „Na los! Diener Satans zeigt wie mächtig ihr seid!“ Ein Teil der Dunkelmagier rannte direkt los, ließen dabei Schwerter, Dolche oder Messer aus dunkler Magie erscheinen. Überrascht konnten die Lichtmagier beobachten, wie aus schwarzem Rauch sich Waffen bildeten, scharf und gefährlich. „Schutzschild!“, rief jemand aus den Reihen der Lichtmagier über die Gruppe hinweg. Fast zeitgleich streckten diese die Hände aus, als wollten sie die Angreifer mit bloßen Händen abwehren. Stattdessen rannten diese jedoch gegen eine unsichtbare Wand, schlugen mit ihren Waffen darauf ein und bekamen Unterstützung von den hinteren Magiern, welche mit dunklen Magiekugeln auf das unsichtbare Hindernis schossen. Perniger trat sogar einige Male gegen die mysteriöse Wand vor ihm: „Feiglinge! Kämpft doch wie richtige Männer!“ Tatsächlich waren nur wenige Frauen unter den Lichtmagiern. Es schickte sich einfach nicht für eine Frau in den Kampf zu ziehen. Für den Schutz der Familie war der Mann zuständig, aber nicht jede Frau konnte auf einen Mann an ihrer Seite zurückgreifen. Somit zogen sie es vor selbst zu kämpfen. Gabriel hatte diesen Mut mit der Lichtmagie belohnt. „Wir benutzen unseren Kopf“, entgegnete eine der Frauen auf Pernigers Herausforderung, rührte sich aber keinen Zentimeter vom Fleck. „Klar… den Kopf…“, murmelte Perniger vor sich hin, während er mit der Faust gegen das Schutzschild donnerte, „Wieso eigentlich nicht?“ Er ging einige Schritte zurück und blickte sich um. Nicht dass er das Schutzschild sehen konnte, aber die Magier dahinter und das brachte ihn auf eine Idee. Grinsend lief er an einem Lichtmagier nach dem anderen vorbei, bis er schließlich bei dem letzten angekommen war. Dieser stand links neben einem der Häuser und beäugte Perniger skeptisch. „Schau nicht so, ich geh hier nur spazieren“, scherzte Perniger und folgte der Häuserwand bis zur nächsten Straße. Dort stand kein Lichtmagier mehr, der ihm den Weg versperren würde. Testweise streckte er die Hand aus und fühlte keinen Widerstand. Laut lachend rief er den anderen Dunkelmagiern zu: „Lauft einfach um sie rum! Sie können nicht überall ihre Wände aufstellen!“ „Scheint so, als würde unser kleiner Dieb nicht nur mit Magie kämpfen“, meinte Falx zu den anderen beiden. Wie alle anderen Dämonen hielten sich die drei bisher aus dem Kampf heraus. „Er hat eine ganz schön große Klappe“, entgegnete Verentia, während die Dunkelmagier sich aufteilten und in alle Richtungen ausströmten. „Stellt euch ihnen entgegen“, ertönte erneut eine Stimme aus den Reihen der Lichtmagier. Die Verteidigung wurde fallen gelassen, das Schutzschild löste sich auf, während die Lichtmagier versuchten ihre Gegner abzufangen. Diese hatten selbst keine Waffen und konnten auch ihres Wissens keine aus ihrer Magie erschaffen. Stattdessen attackierten sie mit Lichtmagiekugeln, blendeten ihre Gegner mit reinem Licht oder kämpften gar mit den Fäusten. „Arbeitet im Team“, erklang es erneut aus den Reihen der Lichtmagier, „konzentriert euch mehr auf den Fernkampf.“ Perniger lauerte in einer Nebenstraße, dicht an die Wand geschmiegt, auf seinen nächsten Gegner. Ihm gefiel die Aufregung, der Nervenkitzel, es hatte etwas, wie beim Stehlen. Flink sprang er aus seinem Versteck hervor, nutzte den Überraschungsmoment und stieß den Dolch tief zwischen die Rippen des Lichtmagiers. Schmerzkrümmend brach dieser zusammen, aber er war nicht alleine. Sein Teampartner schoss direkt mit Lichtmagiekugeln auf Perniger, der etwas überrumpelt mehrfach getroffen wurde. Taumelnd versuchte er sich auf den anderen Lichtmagier zu stürzen. In all der Aufregung hatte er ganz vergessen, dass sein Dolch noch in den Rippen des anderen steckte und musste so seine Fäuste für den Angriff spontan nutzen. Weitere Treffer prasselten auf seinem Körper nieder, ehe Perniger zu Boden fiel, wobei er sich schmerzend zusammenzog und schließlich in schwarzem Rauch vor den Augen des Lichtmagiers verschwand. Dieser beugte sich nun zu seinem Kameraden herunter: „Atme ruhig. Ich werde dich heilen.“

Nachdenklich blickte Verentia zum Schloss des Fürsten. Erneut hatten sie den Kampf verloren. Zwar hatten die Dämonen schließlich noch ein paar Häuser in Brand gesteckt, sowie ein paar Lichtmagier ausgeschaltet, jedoch waren dann die Engel hinabgestiegen. Niemand konnte gegen Licht kämpfen, somit hatten sie sich zurückgezogen. „Ich muss meine Wunden kühlen“, jammerte Perniger, welcher sich über die schmerzenden Stellen rieb, was fast seinen ganzen Körper betraf, „Wenn ihr mich sucht, ich organisiere mir Wasser.“ „Mach was du willst“, kommentierte Falx das nur beiläufig und blickte fragend zu Verentia, „Es sind noch gar nicht alle wieder zurück. Das muss noch nichts heißen.“ Hörbar atmete sie aus: „Ich hatte so gehofft, dass es die Lösung für unser Problem wird, aber jetzt…“ Aus dem Augenwinkel sah Falx noch wie Perniger sich in schwarzem Rauch auflöste und verschwand: „Wir sind gescheitert – ok – aber das ist nicht der Untergang unseres Volkes. Sieh dich um, wir sind noch da. Solange wir leben, werden wir kämpfen. Schließlich sind wir Dämonen.“ „Du hat ja recht“, entgegnete Verentia, „Und ich repräsentiere alle Dämoninnen in diesem Kampf. Ich darf nicht aufgeben und werde es schaffen.“ Lächelnd nickte Falx ihr zu: „So kennen wir die Ehrfürchtige. Immer stolz und kampfbereit.“

Lichterloh brannten die Häuser auf dem Dorfplatz. Einige Dämonen waren mit anderen normalen Leuten einfach dort aufgetaucht. Im ersten Moment hatte Candidus gedacht, dass es Gefangene waren, Druckmittel oder die Dämonen sie als Schutzschilde nutzen würden, aber nichts von alledem traf zu. Sie nutzten ebenfalls Magie, aber keine leuchtende Magie, sondern dunkle. Die gleiche Magie, welche auch die Dämonen nutzten. Ehe man sich versah, waren die dunklen Magier auf die Bewohner los gegangen und die Dämonen hatten die umliegenden Häuser angezündet. Candidus war zu diesem Zeitpunkt auf dem Marktplatz gewesen und wollte seine Ernte gegen andere Dinge tauschen, so wie es üblich war. Stattdessen fand er sich in einem Kampf wieder. Die Schutzschilde hatten die Angreifer schnell umgangen und griffen mit Schwertern, Dolchen und Messern an. Gabriels Engel kamen schon nach kurzer Zeit zur Hilfe geeilt, aber das Feuer hörte nicht auf zu lodern. „Holt mehr Wasser!“, rief Candidus den anderen Bewohnern zu, die keine Magie besaßen. Er selbst, sowie die anderen Magier versuchten noch immer gemeinsam mit den Engeln, die Angreifer zu vertreiben. Eine kleine Lichtkugel nach der anderen tauchte in ein Element ein und griffen dann permanent die Dämonen und Dunkelmagier an. Candidus attackierte mit Lichtmagiekugeln, blickte sich immer wieder nach seinen Mitstreitern und möglichen Verletzten um: „Nicht nachlassen. Gabriel behütet uns, seine Engel helfen uns. Wir schaffen das.“ Sein starker Glaube an die Fähigkeiten und Gabriel selbst halfen nicht nur ihm, sondern bestärkten auch die anderen Magier. Sie hatten das Licht empfangen, um ihre Liebsten zu schützen und genau das würden sie auch tun. Während die dunklen Magier sich größtenteils auf den Nahkampf konzentrierten, versuchten die Lichtmagier sich von ihnen fern zu halten. Kamen die Dunkelmagier ihnen zu nahe, erzeugten sie konzentriertes Licht, um diese zu blenden und wieder Abstand zu gewinnen. Ihr Glück war es, dass die Dämonen sich tatsächlich im Hintergrund hielten. Allerdings war das Feuer geradezu außer Kontrolle geraten. Die Engel schickten weitere Lichtelfen hinab. Für Candidus und die anderen waren es nur kleine Lichtkugeln, die ihren Weg zum Gegner suchten, dass darin sich eine Art kleines Wesen verbarg, ahnte keiner. Eine Gruppe von Lichtelfen tauchte in die Flammen ein und nahm damit das Element des Feuers an. Gezielt griffen diese die Dunkelmagier an, denn die Engel wussten, dass Dämonen nicht verbrennen konnten. Es würde sie zwar schmerzen, jedoch nicht abschrecken. Die Dunkelmagier schrien jedoch auf, als sie mit den Feuerelfen in Berührung kamen oder warfen sich panisch auf den Boden, wenn ihre Kleidung Feuer fing. Die Hitze des Feuers machte Candidus zu schaffen, während er weiter die Dunkelmagier attackierte. Es wurden weniger. Immer mehr verschwanden einfach in schwarzem Rauch. Die Engel setzten noch einmal nach mit einer neuen Gruppe Lichtelfen, welche erneut ins Feuer eintauchte. Allerdings verließen nicht alle Lichtelfen das Feuer wieder sofort, eine schien zu fehlen. Den Magiern, Dämonen und Dorfbewohnern fiel das gar nicht auf. Viel zu sehr waren sie mit dem eigentlichen Kampf beschäftigt. Ein junger Wolf, etwa im Alter von 20 Jahren, lief unbekleidet aus den Flammen des brennenden Hauses. Er wirkte unverletzt, aber verwirrt. Candidus bemerkte ihn aus dem Augenwinkel: „Bist du verletzt?“ Seltsamer Weise hatte Candidus ihn noch nie dort gesehen, dabei kannten sich alle in dem kleinen Dorf. War er ein Obdachloser, der sich bisher im Dorf versteckt hatte? Es folgte keine Antwort auf Candidus’ Frage. Dieser konnte sich auch nicht groß um ihn kümmern, da er noch immer auf seine eigene Verteidigung achten musste sowie die restlichen Angreifer vertreiben. Der fremde Wolf setzte sich in Bewegung, klopfte sich auf die Brust, als würde er nach Atem ringen und plötzlich schoss ein Feuerstrahl aus seinem Mund, sowie man es sonst von Dämonen nur kannte. Candidus nahm ihn nun natürlich als Gegner war, aber der Fremde schien genauso erschrocken und rannte davon. Kurz überlegte Candidus ihm zu folgen, entschied sich jedoch seine Kameraden nicht im Stich zu lassen.

Endlich war auch der letzte Dunkelmagier in schwarzem Rauch verschwunden. Kurz darauf zogen sich auch die Dämonen zurück, welche stattdessen in schwarzen Flammen aufgingen. Die Lichtmagier hatten jedoch keine Zeit sich auszuruhen und begann los zu rennen, um mehr Wasser zu holen. Einige Häuser waren bereits verloren, aber es galt die angrenzenden Häuser zu schützen. Die Engel über ihren Köpfen ließen die Lichtelfen verschwinden, ihre Aufgabe war getan. Die hellen Gestalten stiegen nun wieder höher in den Himmel und verschwanden schließlich. Eimer um Eimer wurde aus dem Brunnen nach oben geholt. „Macht schneller!“ „Die Flammen werden einfach nicht kleiner.“ „Wir brauchen mehr Wasser!“ „Das Feuer breitet sich auf die Felder aus!“ Von überall erklangen die Stimmen. Hatten sie den Kampf wirklich gewonnen? Von dem Dorf würde vermutlich nichts als Asche bleiben. Candidus blickte in den Himmel: „Gabriel, bitte, wenn ihr irgendwas tun könnt, dann bitte helft uns.“ Sie würden es unmöglich alleine schaffen über die Flammen Herr zu werden. Zwischen dem ganzen Rauch, welcher zum Himmel zog, schienen sich auch andere Wolken zu bilden. In Candidus keimte ein Hoffnungsschimmer auf: „Regen, bitte lass es regnen.“ Tatsächlich zuckte ein Blitz zwischen den Wolken entlang, es donnerte und dicke Regentropfen ergossen sich in einem wahren Wasserschwall über das Dorf. Die Bewohner blieben stehen, steckten teilweise die Arme aus und ließen den Regen dankbar auf sich hinab prasseln. Es war ein wahres Wunder. Das Feuer erlosch, der Geruch von nasser Asche war überall im Dorf. Viele der Dorfbewohner, welche im Zentrum lebten, hatten alles in den Flammen verloren. Langsam begann der Regen nachzulassen und der Verlust sowie das ganze Ausmaß der Vernichtung wurde den Dorfbewohnern bewusst. Es waren die Überreste eines Schlachtfeldes. Candidus hatte selbst nicht fiel, aber sein Haus stand weiter abseits des Dorfes und war somit verschont geblieben: „Ich kann ein paar Leute aufnehmen bis wir die Häuser wiederaufgebaut haben. Sicher haben auch andere Platz.“ Er blickte sich um, zustimmend nickten einige Leute: „Wer keinen Schlafplatz hat, kommt bei Nachbarn und Freunden unter. Das kriegen wir schon hin.“ Man konnte die Erleichterung der nun Obdachlosen spüren, sie würden nicht elendig auf der Straße sterben.

Müde blickte Candidus auf sein Feld. Er hatte Glück gehabt und seiner Familie war nichts geschehen. Dennoch machte er sich sorgen, denn die Kämpfe würden sicherlich nicht so bald enden. Sein Leben als Bauer war ihm immer genug gewesen, jetzt nutzte er Magie. Es schien noch immer etwas befremdlich. Schützend hielt er sich den Arm vor Augen, als ein grelles Licht vor ihm auftauchte aus welchen Gabriel erschien: „Ihr habt euch gut geschlagen heute.“ Einen kurzen Moment brauchte Candidus noch, ehe er respektvoll antwortete: „Eure Engel haben uns viel geholfen. Ohne euch, eure Magie, eure Engel… wir wären alle tot. Wir alle sind euch unendlich dankbar.“ „Du hast einen starken Glauben“, bemerkte Gabriel lächelnd, „und die Lichtmagier brauchen einen Anführer. Ich möchte dir die Krähenmagie geben.“ „Ich bin doch nur ein Bauer, ich weiß doch gar nicht, was diese Krähenmagie sein soll. Ihr solltet jemand andern auswählen. Jemanden in einer höheren Position“, protestierte Candidus doch etwas erschrocken über Gabriels Vorschlag. „Es ist eine besondere Magie“, erklärte Gabriel in ruhigem Ton, „Eine stärkere Form der Lichtmagie. Ich habe dieser Magie die Form einer Krähe gegeben, als Symbol der Bindung zwischen Leben und Tod. Außerdem hat die Lichtmagie noch viel mehr Möglichkeiten, als ihr bisher nutzt. Ich denke, du bist der Richtige, um dein Volk, das Volk der Lichtmagier, zu führen.“ „Ich habe keine Ahnung, wie man ein Volk führt“, widersprach er erneut und blickte etwas hilflos zu Gabriel, „So sehr mich euer Angebot auch ehrt.“ Lächelnd hob Gabriel die Hand und legte sie Candidus auf die Brust: „Ich werde dir helfen, du bist nicht alleine. Dein Glaube ist deine größte Stärke. Vergiss das nicht.“ Dann begann Candidus zu leuchten, immer stärker und stärker. Er schloss die Augen, entspannte sich aber schnell, da das Licht sich warm und freundlich anfühlte. Das Licht verschwand in seinem Körper und ein hellgraues Krähensymbol erschien über seinem linken Auge. Es wirkte wie eine Fellzeichnung, ungewöhnlich, aber natürlich. Candidus blickte auf seine Hände und dann unschlüssig zu Gabriel: „Es fühlt sich nicht viel anders an.“ „Deine Kinder sollen es auch bekommen. Wenn du einmal nicht mehr bist, müssen sie sich selbst verteidigen können und ihr Volk führen“, erklärte Gabriel ihm sanft, „Keine Sorge, sie werden es einmal besser beherrschen als du. Sie wachsen damit auf und es wird schnell ein normaler Bestandteil ihres Lebens.“ Candidus drehte sich zu seinem Haus: „In Ordnung, ich werde sie holen. Wartet kurz hier.“ Schnellen Schrittes ging er ins Haus, um seine Tochter und seinen Sohn zu Gabriel zu bringen. Auch wenn ihn die Situation noch überforderte, vertraute er Gabriel vollkommen. Zum Wohle seiner Familie würde er zu dem Anführer werden, denn Gabriel in ihm sah. Die Zweifel musste er beiseiteschieben.

Erneut zeigte ihm Gabriel, wie er eine Magiekrähe heraufbeschwor. Es war wie eine Lichtmagiekugel, nur dass es die Gestalt einer Krähe annahm und wesentlich konzentrierter war. Bisher hatte Candidus damit erhebliche Probleme. Zwar konnte man einen Hauch von Flügeln erkennen, während er die Magie bündelte und versuchte ihr eine Form zu verleihen, jedoch brauch das Konstrukt jedes Mal wieder zusammen. „Du darfst dich nicht so verkrampfen. Denk an schöne Dinge, die Personen, die dir wichtig sind und lass deine stärkten positiven Gefühle sanft durch deinen Körper gleiten. Es ist wie ein Fluss und am Ende dessen entsteht ein prachtvoller See“, erklärte Gabriel ihm geduldig. Mit tiefen Atemzügen versuchte Candidus sich selbst zu entspannen und nahm einen neuen Versuch in Angriff: „Fließen lassen.“ Konzentriert versuchte er seine tiefsten Gefühle in den Magiefluss umzuwandeln. Statt einer Krähe entstand ein grelles Licht, welches wie ein kurzes, aber sehr starkes Aufblitzen die nähere Umgebung blendete. „Mach eine Pause und übe für dich später weiter. Wenn du es geschafft hast, werde ich wiederkommen und dir zeigen, wie du sie lenkst und noch größer bekommst. Für heute soll das aber reichen“, meinte Gabriel lächelnd, „Du machst das wirklich gut, Candidus. Zerbrich dir nicht so viel den Kopf.“ Nickend, aber etwas geknickt, stimmte Candidus diesem zu: „Vielen Dank für alles. Ich kann das wirklich nicht oft genug sagen.“ „Bevor ich jetzt gehe, Candidus“, begann Gabriel erneut, als wäre ihm noch etwas Wichtiges eingefallen, „Ich werde es alle Lichtmagier wissen lassen, dass du ihr Anführer bist und von mir ausgewählt wurdest. Niemand wird dich in Frage stellen. Das Volk der Lichtmagier soll ein Volk von Beschützern und Bewahrern sein. Ich bin mir sicher, dass du genau das vermitteln wirst.“ Ehe Candidus darauf noch etwas erwidern konnte, verschwand Gabriel im grellen Licht und nichts als eine weiße Feder blieb, welche sich ebenfalls auflöste. „Ich soll eine Pause machen…“, seufzte er und ging zu seinem Haus, „Wie soll ich mich denn mit all diesen Dingen im Kopf entspannen?“

Es waren inzwischen einige Monate vergangen seit dem Candidus die Krähenmagie von Gabriel erhalten hatte. Mit viel Übung konnte er schließlich diese auch meistern. Die Häuser des Dorfes waren zum Großteil wiederaufgebaut worden, allerdings hatten sie zwischenzeitlich immer wieder einige Rückschläge durch den Angriff der Dämonen und Dunkelmagier. Candidus hatte begonnen die Lichtmagier besser einzuteilen, dabei hatte er drei Gruppen gebildet. Die beiden größten Gruppen bestanden einmal aus den Lichtmagiern, die sich auf die Verteidigung spezialisierten und somit das Schutzschild versuchten optimal einzusetzen. Zum anderen gab es die Gruppe der Magier, die in den direkten Nah- oder Fernkampf gingen. Diese spezialisierten sich auf die Angriffsmagie, Geschwindigkeit und Strategie. Neben diesen beiden größeren Gruppen gab es die Gruppe der Heiler. Sie konzentrierten sich darauf die Verletzten zu versorgen und Krankheiten vorzubeugen oder zu bekämpfen. Diese neue Aufteilung hatte sich schon nach kurzem sehr bewährt. Gut verteilt schafften es die Lichtmagier sogar den Großteil des Dorfes durch einen riesigen Schutzschild zu schützen. Somit wurden die Kämpfe im äußeren Bereich ausgetragen und die Nichtmagier konnten sich so im Dorfinneren in Sicherheit bringen. „Habt ihr alles?“, vergewisserte sich Candidus erneut bei seiner Frau und den Kindern. Nachdem er erfolgreich das Dorf zu seinem sichereren Ort gemacht hatte, wollte er nun weiter ziehen zu anderen Dörfern und Städten. Er hatte das Gefühl, dass Gabriel so etwas erwartete, damit er überall die Lichtmagier unterstützen konnte. Von ihnen hing es schließlich ab, ob sie vom Fürsten der Finsternis unterworfen werden würden oder ob sie hoffentlich in eine Zukunft gingen, die ihnen allen Frieden brachte. „Wir können los“, bestätigte ihm seine Frau, „Ich hoffe, wir bereuen diesen Entschluss nicht.“ „Gabriel wird mit uns sein“, entgegnete Candidus und blickte dann in den Himmel, „Er wacht über uns alle.“

Voller Dreck und Asche stand Perniger vor dem Erdloch in welchem er seine Schätze versteckte. Immer und immer wieder griff er in seine Tasche und holte neue Goldstücke hervor, die er hinabfallen ließ. Fröhlich grinste er in sich hinein: „Wenn ich so weiter mache, brauche ich bald ein größeres Loch.“ Durch die vielen Kämpfe mit den Lichtmagiern in den letzten Monaten hatte er es immer schwieriger in einigen Orten dort Geld auszugeben, da man ihn als Dunkelmagier erkannte und direkt angriff. Daher achtete er immer mehr darauf nur noch Orte aufzusuchen, in denen er noch keinen Angriff mitgemacht hatte. Immer wieder blickte er sich um, ob nicht doch jemand in den Wald kommen würde und sein Versteck entdeckte. Schließlich könnte man das Klimpern der Goldmünzen noch ein Stück weiter hören. Perniger würde dann auch nicht davor zurück schrecken den ungebetenen Gast zu töten. „Noch einmal“, sprach Perniger zu sich selbst und griff erneut in seine Taschen, um eine weitere Ladung Goldmünzen hervor zu holen. Diese ließ er ebenfalls in sein Schatzloch fallen, ehe er zu seiner Schaufel griff und dieses Stück für Stück wieder mit Erde zuschüttete. Sicherlich hätte er sich davon ein Haus kaufen können, gut leben können und dennoch weiterhin in Satans Diensten stehen, jedoch hatte Perniger zu viel Angst, dass er selbst bestohlen werden würde. Daher zog er es vor seinen Schatz weiterhin zu vergraben und immer mal wieder zu mehren.

Glücklicher Weise war Damons Bein gut verheilt, aber daran hatte er auch niemals gezweifelt. Dämonen waren da ziemlich resistent und ihr Körper heilte gut, meist ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Da Damon keine offene Wunde gehabt hatte, war auch keine Narbe zu sehen. Gerade war Damon auf Portunus unterwegs, lief über eine weite Ebene und wusste nicht so genau wohin er eigentlich wollte. Dimicatio war wieder zu seinem sogenannten Schattentor zurückgekehrt. Auf seine Unterstützung brauchte er nicht zu warten. Die meiste Zeit war Damon in der Wüste auf dem Kontinent Fidius unterwegs gewesen. Da er wie die meisten Dämonen weder Wasser noch Nahrung brauchte, hatte es auch keine Eile gehabt. Wäre er ein Blutdämon, hätte er auf die Blutspende eines anderen Dämons hoffen oder aber schnellstmöglich eine der wenigen Wüstenstädte und -dörfer der Sterblichen erreichen müssen. Doch Damons Fähigkeit war die Wiedergeburt. Noch immer wusste er nichts davon, dass Satan die Dämonen nicht getötet, sondern nur versklavt hatte. Damon blieb verwundert stehen und blickte zu dem Dorf, welches sich unweit von ihm befand. Rauchschwaden stiegen empor und färbten den Himmel schwarz. Die Sonne stand bereits tief, welches dazu führte, dass Damon nicht gleich erkannte, dass die Flammen in dem Dorf ebenfalls pechschwarz und nicht rötlich-orange waren. Dennoch hatte seine feine Dämonennase den Geruch eines anderen Dämons aufgefangen. Er glaubte nicht, dass es Dimicatio wäre. Dessen Geruch war auch eher mild und leicht im Gegensatz zu den meisten Dämonen. Dieser Geruch wirkte schwer und hatte die starke Anhaftung von Asche, welches jedoch durch das Feuer kommen konnte. Entschlossen dem nachzugehen lief Damon auf das brennende Dorf zu. Vielleicht hatte noch ein Dämon überlebt, aber was würde dieser in einem Dorf machen? Ein Blutdämon auf Nahrungssuche? Hatte er das Feuer verursacht? Warum? Es erschien überhaupt keinen Sinn zu machen. Als er das Dorf erreichte, bot sich ihm ein fragwürdiger Anblick. Zwischen den Flammen der Häuser kämpften Sterbliche, welche mit Kugeln aus Licht die Dämonen angriffen. Auf anderer Seite die Dämonen, welche nur halbherzig kämpften, unterstützt von weiteren Sterblichen die dunkle Magie beherrschten. Damon verstand die Welt nicht mehr. Er fühlte Erleichterung darüber, dass noch Dämonen lebten, Verwunderung über das, was da geschah und Entsetzen über die Magie, welche auf einmal Sterbliche benutzen konnten. Es schwankte zwischen Glück über die überlebenden Dämonen und Verzweiflung über das, was er mit seiner verrückten Idee angerichtet hatte.
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